Erfahrungsbericht: Zwei Wochen in Quarantäne auf Phuket
Stefanie gehörte zu den Ersten, die im Rahmen von Phuket Sandbox nach Thailand reisten. Und sie war sogar die Allererste, die in Quarantäne musste, weil ein anderer Passagier im Flugzeug positiv getestet wurde. Nach zwei Wochen im Hotelzimmer ist sie nun wieder frei und zieht ein Fazit.
Stefanie hatte sich den Beginn ihres neuen Lebens ein wenig anders vorgestellt. Wohnung gekündigt, Sachen verkauft und losging die Reise. Ohne Rückflugpläne landete sie in Thailand und wollte dort mit einer guten Flasche Wein, den sie von zuhause mitgenommen hatte, den Beginn eines neuen Lebensabschnitts feiern.
Doch der Korken blieb länger als geplant in der Flasche, denn kaum 24 Stunden auf Phuket, erhielt sie die Anweisung, sich sofort in Quarantäne zu begeben. Wir haben mit Stefanie über ihre Erlebnisse gesprochen und sie zur aktuellen Situation auf Phuket befragt.
Wenn du mehr über ihre Reise durch Thailand erfahren möchtest, schau doch mal auf ihrem Blog Wheels and Work oder ihren Kanälen bei Instagram oder Facebook vorbei.
Du bist auf Phuket angekommen und musstest am Flughafen einen PCR-Test machen. Wie ging es dann weiter?
Nach dem Test erfolgt für alle Angekommenen sofort der Transfer zum Hotel. Dabei kann nicht einfach irgendein Taxi genommen werden, es muss ein Transportunternehmen mit SHA Plus-Zertifikat genutzt werden. Auch ein eigenes oder geliehenes Auto ist nicht erlaubt. Zudem sind keine Zwischenstopps, beispielsweise bei einem 7-Eleven, möglich.
Nach dem Check-in im Hotel muss sich jeder in seinem Zimmer aufhalten und dort warten, bis das Ergebnis des ersten von insgesamt drei PCR-Tests vorliegt. In dieser Zeit ist es nicht erlaubt, den Raum zu verlassen. Das Personal nimmt aber auf Wunsch Bestellungen entgegen, auch Essen kann ins Zimmer geliefert werden.
Wann hast du dein Testergebnis bekommen und wann hast du erfahren, dass jemand im Flugzeug positiv getestet wurde?
Als ich nach dem Aufstehen am nächsten Morgen nachgefragt habe, war mein negatives Testergebnis da. Ich bin dann frühstücken, anschließend in den Ort und habe dort einen Roller gemietet. Danach war ich am Strand und bin nachmittags zurück ins Hotel. Dort erhielt ich einen Anruf, dass ich sofort zur Rezeption kommen solle.
Mir wurde erklärt, dass ich Hochrisiko-Kontakt sei, weil der Mann, der im Flugzeug neben mir saß, positiv getestet wurde. Aus diesem Grund müsse ich umgehend in ein Quarantäne-Hotel.
Wie lief das ab?
Jetzt wurde es richtig kompliziert, denn ich war ja Fall Nummer 1, dem das im Rahmen von Phuket Sandbox passiert ist. Es gab noch keine eingespielten Prozesse, wie nun vorgegangen wird und auch keine aktuelle Liste mit Quarantäne-Hotels. Die Rezeptionistin hat mir das Andakira Resort in Patong vorgeschlagen, dass es letztlich auch geworden ist.
Der Preis von 1.600 Euro für 14 Tage war mir eigentlich zu teuer, zumal solche Unterkünfte auch sofort vorab bezahlt werden müssen. Wir haben dann nach einem anderen Hotel gesucht, das gestaltete sich jedoch als schwierig, weil die meisten der Hotels, die auf entsprechenden Listen standen, keinen Quarantäne-Betrieb mehr anbieten. Fast alle sind von Quarantäne auf Sandbox umgestiegen.
Wir haben lediglich noch teurere Hotels gefunden, die beispielsweise einen Quarantäne-Aufenthalt mit Poolvilla anbieten.
Du hast dann also das vorgeschlagene Hotel genommen, wie ging es danach weiter?
Ich wurde nicht sofort separiert, von den Behörden war auch niemand da. Die Frau an der Rezeption hat dann im Hotel angerufen, die haben einen Sicherheitstransporter geschickt mit einem abgetrennten Passagierraum. Die Leute trugen Maske und Schutzkleidung.
Musstest du für das ursprünglich gebuchte Hotel Stornogebühren zahlen?
Nein, zum Glück nicht, mir wurden nur die Kreditkartengebühren berechnet.
Werden die 1.600 Euro, die du für zwei Wochen in der Quarantäne-Unterkunft bezahlen musstest, von deiner Versicherung übernommen?
Jeder Reisende, der nach Thailand kommt, benötigt erst einmal eine Reisekrankenversicherung mit einer Deckung von mindestens 100.000 US-Dollar, die auch Covid19 abdeckt. Sie ist eine der Bedingungen, damit eine Einreisegenehmigung erteilt wird. Im Detail aber unterscheiden sich die Angebote. Bei manchen Versicherungen sind nicht nur Krankheitsfälle, sondern auch Quarantäne und weitere Risiken abgedeckt.
Ich hatte vor meiner Reise eine internationale Krankenversicherung „Langzeit“ abgeschlossen, diese deckt jedoch nur die Kosten im Krankheitsfall ab. Nur war ich ja gar nicht krank, noch nicht einmal positiv getestet. Dementsprechend werden mir meine Kosten nicht ersetzt.
Etwas Hoffnung habe ich allerdings noch, da ich mit Emirates nach Thailand geflogen bin. Bei denen ist derzeit beim Ticketkauf eine Multi-Risk-Versicherung im Preis enthalten. Und darüber ist mein Fall höchstwahrscheinlich mit abgedeckt. Allerdings gibt es bei Emirates aktuell lange Bearbeitungszeiten, ich muss mich also noch ein wenig gedulden.
Mein Tipp daher für Thailand-Reisende: Macht vorab eine Versicherung ausfindig, die auch Quarantäne im Falle eines Risikokontakts abdeckt.
Kommen wir zurück zu deiner Quarantäne. Wie war dein Tagesablauf?
Das Zimmer im Hotel war nicht so schön, wie die von mir gebuchte SHA Plus Unterkunft, aber zum Glück gab es einen Balkon. Darauf sollte man in jedem Fall achten.
In den zwei Wochen Quarantäne war ich gut beschäftigt. Aufgrund der internationalen Berichterstattung erhielt ich viele Presseanfragen. Zudem habe ich auf Facebook unzählige Kommentare und Fragen beantwortet, das war fast ein Fulltime-Job. Ich fand es wichtig, dass Leute, die ebenfalls reisen wollen, besser informiert sind.
Es hat mir Spaß gemacht, ihnen zu helfen, vor allem, wenn sich die Leute dann bedankt haben. Abgesehen von diesen Tätigkeiten waren die Tagesabläufe ereignislos.
Morgens um 8 Uhr klopfte jemand an die Tür und rief „breakfast ka“, um 12 Uhr „Lunch ka“ und um 17 Uhr „Dinner ka“. Ich musste dann immer einen Moment warten und konnte dann die Tür öffnen und das Essen reinholen. Es kam in Plastikschalen und war lauwarm.
Um alles andere musste ich mich selbst kümmern. Ich besorgte mir über die Rezeption eine Strandmatte für Yoga und meldete mich für Online-Fitness an. Über Line oder WhatsApp bestand Kontakt zum Personal, so war es mir möglich, Dinge zu bestellen, zum Beispiel vom 7-eleven. Die Zimmerreinigung kam insgesamt zweimal und war komplett vermummt. Ich habe mich während der Reinigung auf dem Balkon aufgehalten.
Wurdest du häufiger getestet, weil du einen Hochrisikokontakt hattest?
Nein, es gab nur die Tests an Tag 6 und Tag 13, die jeder machen muss, der im Rahmen von Phuket Sandbox einreist. Nur musste ich halt nicht zu den Testzentren fahren, sondern das Testpersonal kam ins Hotel. Dort wurde ein Zimmer in eine Teststation umgewandelt. Während des Besuchs wurden Blutdruck und Fieber gemessen und dann – an frischer Luft – ein Abstrich gemacht. Das waren die einzigen beiden Male, die ich das Zimmer verlassen durfte.
War es nicht möglich, sich frei zu testen? Also die Quarantäne mit einem negativen Test zu verkürzen?
Nein, frei testen funktioniert leider nicht. Ich hatte sogar Kontakt zum Erfinder des Sandbox-Modells und habe dort quasi an der Tür gekratzt – aber keine Chance. Der vorgeschriebene Aufenthalt beträgt 14 Nächte.
Warst du besorgt, dass du dich angesteckt haben könntest?
Ja, ich hatte schon etwas Schiss. Zuerst war ich nur sauer, dann verunsichert, später kam Angst dazu.
Der positiv getestete Mann, der mit Sinopharm geimpft war, hatte unmittelbar neben mir gesessen und wir hatten während des Flugs gleichzeitig unsere Mahlzeiten eingenommen, also auch gleichzeitig die Masken abgesetzt. Aber er hat mich zum Glück nicht angesteckt.
Wie ist deine Bilanz nach zwei Wochen in Quarantäne? Welche Tipps hast du für andere Reisende?
Wie schon gesagt, sollte abgeklärt werden, ob die Versicherung auch die Quarantäne abdeckt – andernfalls wird es teuer. Im Falle einer angeordneten Quarantäne sollte man ein offizielles Dokument verlangen, dass der Versicherung vorgelegt werden kann.
Es schadet nicht, sich vor der Reise zu überlegen, was in einem solchen Fall passiert und entsprechend etwas mitzunehmen, mit dem man sich gut beschäftigen kann. Die Interessen sind ja von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Es kann etwas zum Lesen sein, Arbeit am Computer, etwas zum Sporttreiben ¬– halt alles, womit man die Zeit totschlagen kann.
Jedoch sollte man sich vorab nicht zu viele Sorgen machen, das Risiko ist ja eher gering. Sollte es dann doch soweit kommen, ist es mit ein bisschen guter Laune und Galgenhumor definitiv leichter zu ertragen.
Und noch was: Das Internet im Hotel war eine Katastrophe. Ich habe dann so lange genervt, bis mir jemand eine SIM-Karte mit hohem Datenvolumen besorgt hat, so dass ich mir im Zimmer einen eigenen Hotspot machen konnte. Am besten holt man sich so eine Karte schon am Flughafen. Ich hatte mir zwar auch eine Karte gekauft, allerdings nur mit kleinem Datenpaket.
Nach allem, was passiert ist, würdest du es noch mal machen?
Ja, ich auf jeden Fall. Allerdings ist es in meinem Fall so, dass es ja praktisch eine Auswanderung ist. Vor der Einführung der Phuket Sandbox hatte ich bereits ein Quarantäne-Hotel in Bangkok gebucht, wäre also von Anfang an bereit gewesen, mit Quarantäne einzureisen.
Und auch für einen Urlaub von zwei bis drei Wochen?
Puh, schwierig, generell würde ich gerne möglichst viele Touristen hierher locken, denn es gibt in Thailand so viele Menschen, deren touristische Betriebe gerade den Bach runtergehen. Aber für einen klassischen Urlaub sind die Quarantäneregeln natürlich ein Risiko und der Aufwand mit den Einreiseformalitäten recht hoch.
Jetzt bist du gut zwei Wochen draußen, wie ist die Stimmung auf Phuket?
Super, hier ist es total schön. Da sage ich sofort wieder: Kommt alle her! Man kann Phuket so ruhig erleben wie selten zuvor. Die Strände sind weitestgehend leer, ganz anders als sonst. Wer als Party-Urlauber den Patong-Vibe erleben möchte, ist hier aktuell jedoch fehl am Platz.
Aber wer das schön Thailand vermisst, die Freundlichkeit, die tollen Strände, der wird auf seine Kosten kommen. Und die Menschen hier vor Ort sind so happy, dass die Touristen zurückkommen, alle sind unglaublich freundlich und zum Schwätzchen aufgelegt. Alle haben ja auch Zeit, weil gar nicht so viel Touristen da sind, also ich finde es sehr schön.
Wie sieht es mit Einschränkungen aus?
Alle tragen sehr strikt Maske. Immer, wenn man das Haus verlässt, muss man eine Maske tragen. Das wird auch von der Polizei kontrolliert. Am Strand habe ich das jedoch bisher nicht erlebt. Die Restaurants sind grundsätzlich geöffnet, aber einige sind seit Pandemie-Beginn bankrott gegangen. Kneipen, die auch Speisen anbieten, haben ebenfalls geöffnet. Gleiches gilt für Massage-Salons und Motorrad-Verleihe. Bars sind hingegen geschlossen wie auch die großen Shoppingmalls.
Der Anstieg der Infektionszahlen hat darüber hinaus zu weiteren Einschränkungen geführt. Private und öffentliche Pools sind – Hotels ausgenommen – geschlossen. In Restaurants und Kneipen darf kein Alkohol ausgeschenkt werden. Zudem ist Alkohol in der Öffentlichkeit ist verboten – zumindest theoretisch; praktisch trinken alle am Strand.
Und auch das Verlassen der Insel nach 14 Tagen ist erschwert, denn der Inlandsreiseverkehr per Flug und Bus ist nahezu vollständig eingestellt worden.
Welche Ausflügen werden vor Ort angeboten?
Während der ersten 14 Tage können Ausflüge mit SHA Plus-zertifizierten Anbietern gemacht werden. Dazu kann ich allerdings nicht viel sagen, da war ich ja in Quarantäne. Jetzt kann ich im Grunde alles machen, also auch mit Anbietern, die dieses Zertifikat nicht haben.
Wir danken dir für das Gespräch und wünschen dir alles Gute auf deiner Reise.
Hier findest du aktuelle Informationen rund um Corona in Thailand, Einreisebedingungen und Beschränkungen vor Ort.