Thailand: Der schwierige Weg, Naturschutz und florierenden Tourismus in Einklang zu bringen
Thailands Strände, die Wasserfälle und die naturbelassenen Urwälder locken von Jahr zur Jahr mehr Besucher aus der aller Welt. Doch Tourismus und unberührte Natur lassen sich nur schwer in Einklang bringen. Seit Jahren kämpft Thailand darum, die Balance zwischen einer wachsenden Tourismusbranche und dem so wichtigen Naturschutz zu halten.
Südostasien ist als Reiseregion seit Jahren äußerst beliebt. Thailand darf sich beinahe ganzjährig über einen regen Zustrom an Touristen freuen, die das Land, seine exotische Schönheit und die kulturelle Vielfalt genießen möchten.
Die fantastischen Naturkulissen, die beeindruckenden Strände und vielen Sehenswürdigkeiten Thailands haben einen Massentourismus mit sich gebracht, der Land und Leuten wirtschaftlich guttut.
Rund 35 Millionen Menschen reisen bereits jährlich hierher, mehr als doppelt so viele wie 2010. Alleine aus Deutschland kommen rund 700.000 Touristen. Und die Zahl der Thailandreisenden wächst jährlich, vor allem aus China kommen immer mehr. Eine große Vielfalt an unterschiedlichen Hotelkategorien und die immer günstiger werdenden Flugverbindungen machen Thailand zu einem der beliebtesten Reiseländer der Welt.
Während diese Entwicklung aus wirtschaftlicher Sicht begrüßenswert ist, stellt sie Thailands Regierung doch vor eine große Herausforderung. Die Begleiterscheinungen des modernen Massentourismus machen es zunehmend schwierig, die Natur des Landes zu bewahren und den boomenden Tourismus mit wichtigen Aspekten des Naturschutzes vereinbar zu machen.
Massenansturm auf die einst unberührte Natur
Wer an Südostasien denkt, hat wahrscheinlich Bilder von üppiger Pflanzenpracht, idyllischen Wasserfällen und traumhaften Stränden vor Augen. Natur pur ist es neben einer faszinierenden Kultur, was die meisten Reisenden in diesen Teil der Welt zieht. Und Thailand ist für Viele das Einsteigerziel in Asien.
Die Infrastruktur, die für den Ausbau der Tourismusbranche geschaffen werden musste, geht allerdings an der Natur nicht spurlos vorüber. Hotelanlagen stehen heute dort, wo es vor einigen Jahren nur üppiges Grün gab. Auto- und Wanderwege durchziehen die malerischen Landschaften. Die traumhaften Inseln sind zum Teil durch den regen Tourismusbetrieb überbevölkert.
Müll ist in Thailand längst zu einem ernstzunehmenden Problem geworden. Die kristallklaren Buchten bieten begeisterten Tauchern und Schnorchlern alles, was das Herz begehrt. Die empfindlichen Ökosysteme in Küstennähe beginnen allerdings schon seit Jahren, unter den Auswirkungen des Massentourismus zu leiden.
Der Tourismus ist für das Land des Lächelns einerseits ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor, dem die Regierung den Weg ebenen möchte, um im globalen Wettbewerb mithalten und das Land auf eine solide wirtschaftliche Basis stellen zu können. Inzwischen wirkt sich der Besucherzustrom andererseits allerdings so gravierend auf die Natur und die Ökosysteme Thailands aus, dass neue Strategien entwickelt werden müssen, um langfristig ein Gleichgewicht schaffen zu können.
Die thailändische Regierung möchte der Natur Erholung gönnen
Verschiedene Maßnahmen hat die thailändische Regierung schon entwickelt, um den ökologischen Fußabdruck, den der Massentourismus hinterlässt, langfristig eindämmen zu können. Dies sind einige der wichtigsten Projekte, die die Natur schützen sollen:
Rauchverbot an Stränden
Seit dem 1. November 2017 gilt an stark frequentierten Ständen in Thailand absolutes Rauchverbot. Was Touristen zum Teil wenig glücklich stimmt, soll dabei helfen, die immer stärkere Verschmutzung der empfindlichen Ökosysteme in Küstennähe wieder in den Griff zu bekommen.
Einheimische und Besucher, die sich über das Rauchverbot hinwegsetzen, müssen mit empfindlichen Strafen rechnen. Eine Geldstrafe bis zu 2.500 Euro oder eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr können verhängt werden, wenn an den dezidierten Nichtraucherstränden geraucht wird.
Das absolute Rauchverbot gilt zum Beispiel an diesen beliebten Touristenstränden:
- Patong Beach auf Phuket
- Bo Phut Beach auf Koh Samui
- Phra Ae Beach und Khlong Dao Beach auf Koh Lanta
Pilotprojekt gegen Müllschwemme
Gegen die Verschmutzung soll nun ein Pilotprojekt ins Feld geführt werden, das unter der Schirmherrschaft der Nationalparkverwaltung Ao Phang-nga steht. Durch gezielte Aufklärungsarbeit soll die Bevölkerung im öffentlichen und privaten Bereich zur Mithilfe bewegt werden, um die immer problematischer werdende Müllschwemme im Meer einzudämmen, die die Ökosysteme bedroht.
Im Rahmen des Pilotprojektes sollen Schüler speziellen Aufklärungsunterricht bekommen und auch im öffentlichen und privaten Sektor sollen verschiedene Projekte zur Müllentsorgung unter aktiver Beteiligung der Bevölkerung umgesetzt werden.
Vorübergehende Sperrung von Stränden und Buchten
Besonders an den beliebtesten Stränden Thailands und in den malerischen Buchten rund um die Inseln sind die Ökosysteme durch den Tourismus stark belastet. Die zunehmende Umweltverschmutzung setzt vor allem den Korallen und anderen Meeresbewohnern stark zu. Zigarettenstummel, Müll und vor allem Plastik gelangen vermehrt ins Meer und setzen den Ökosystemen zu.
Deshalb hat die Regierung entschieden, einzelne Strände und Buchten vorübergehend zu schließen, um der dort heimischen Natur die Möglichkeit zu geben, sich zu regenerieren.
Die Maya Bay auf der Insel Koh Phi Phi Leh in der Andamanensee, einer der beliebtesten Touristenmagneten Thailands und ein Naturschutzgebiet, leidet besonders stark unter der Umweltverschmutzung und dem Massenandrang. Aus diesem Grund wurde die aus dem Film The Beach bekannte Bucht vorerst für Besucher geschlossen, um der Natur den Raum zu geben, sich zu erholen.Mit Erfolg: Dort, wor zuvor fast nur noch Schnellboote im Wasserr lagen, sind nun erstmals wieder Haie gesichtet worden.
Weitere Maßnahmen dieser Art sollen folgen.
Umweltstandards in der Hotelbranche sollen das Problem eingrenzen
Blühender Tourismus ist ohne Hotelanlagen nicht denkbar. Besucher aus der ganzen Welt möchten die Schönheiten Südostasiens hautnah erleben, dabei aber nicht auf gehobenen Wohnkomfort verzichten. Deshalb sind in den vergangenen Jahrzehnten in Thailand zahlreiche Hotels und Luxusresorts entstanden.
Vor allem auf den thailändischen Inseln und in Küstennähe gibt es heute riesige Hotelanlagen, in denen Besucher sich während ihres Aufenthaltes verwöhnen lassen können.
Was der Tourismusbranche zusätzlichen Aufschwung gibt, hinterlässt aber auch einen ökologischen Fußabdruck, der langfristige Folgen haben kann. Um diesen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten, hat König Bhumibol die Green Leaf Foundation (GLF) ins Leben gerufen, die vereinheitlichte Umweltstandards für alle in Thailand betriebenen Hotels und Resorts festgelegt hat.
Dabei geht es vor allem darum, den Verbrauch an Wasser und Energie und die Produktion von Müll und Abwässern im laufenden Hotelbetrieb so gering wie möglich zu halten und damit die Umwelt bestmöglich zu entlasten.
Die wichtigsten Umweltstandards, die jeder Hotelbetrieb erfüllen muss:
- Alle Hotels müssen sich an den Recyclingsystemen des Landes beteiligen
- Beim Bau und im laufenden Betrieb sind festgelegte Lärmschutzstandards einzuhalten
- Der gesamte Hotelbetrieb muss auf die Einsparung von Wasser und Energie ausgerichtet sein
- Die Müllentsorgung muss über ökologische Systeme erfolgen
- Im gesamten Hotelbetrieb dürfen nur umweltfreundliche und ökologisch abbaubare oder recyclebare Produkte verwendet werden
Durch diese Standards bemüht sich die thailändische Regierung darum, die wachsende Tourismusbranche nachhaltig in die empfindlichen Ökosysteme des Landes zu integrieren und eine Balance zwischen Massentourismus und Umweltschutz zu schaffen, die das Land langfristig auf einen guten Weg bringen kann.
Fazit
Im Hinblick auf den Umweltschutz steht Thailand in vielen Punkten noch am Anfang und es ist schwer, die rasant wachsenden Besucherzahlen mit Nachhaltigkeitsaspekten in Einklang zu bringen. Doch der Anfang ist gemacht und die Schließung von Inseln/Buchten verzeichnet erste Erfolge.
Wichtig ist es, nicht nur die Bevölkerung, sonderen auch die Tourismusunternehmen – vom Hotel bis zum Tourveranstalter – von der Wichtigkeit des Themas zu überzeugen.
Und auch Urlauber können viel tun: Nachfüllbare Mehrwegflaschen nutzen oder der Verzicht auf die immer wieder angeboten Plastiktüten sind nur zwei von vielen Möglichkeiten, den Umweltschutz in Thailand zu unterstützen.