Vietnam mit Kind

Du möchtest mit Kind durch Vietnam reisen? Hier findest du einen Erlebnisbericht mit Tipps und Erfahrungen, die dir bei deiner Planung helfen.

Südostasien mit Kind – davon träumen viele Eltern. Um zu zeigen, dass das auch funktioniert, lasse ich in unregelmäßigen Abständen Familien über ihre Reise-Erlebnisse berichten. Dieses Mal geht es um Vietnam.

Ich habe mich sehr gefreut, Jenny als Autorin für diesen Beitrag gewinnen zu können. Sie betreibt den hochinteressanten Familien-Reiseblog Weltwunderer, arbeitet als freie Journalistin in Dresden und reist mit ihren drei Kindern immer wieder um die Welt – nicht nur nach Südostasien, sondern auch mal nach Japan oder Skandinavien. Ihr Herz hat sie aber in Neuseeland verloren!

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Vietnam-Reise mit Kind

Im Sommer 2012 waren wir mit unseren damals drei und sieben Jahre alten Kindern für vier Wochen in Vietnam unterwegs. Unser Gepäck bestand aus einem großen Rucksack (trug Papa) und einem kleinen Rucksack (trug Mama). Backpacking in Südostasien hatten wir schon ohne Kinder gern gemacht – warum also jetzt damit aufhören?

Weil wir aber immer wieder erstaunte Kommentare hören, wie mutig (wahlweise auch: wahnsinnig) unser Urlaub in Vietnam doch war, wollen wir hier ein paar Tipps für andere Eltern weitergeben, die mit dem Gedanken an so eine Reise spielen.

Von Ho Chi Minh City (mit Tagestour ins Mekong-Delta und einem Abstecher nach Angkor Wat in Kambodscha) fuhren wir nach Mui Ne, dann mit dem Nachtbus nach Hoi An und von dort mit dem Nachtzug weiter nach Hanoi. Die letzte Etappe war ein Abstecher ins Bergland nach Sapa, ebenfalls mit dem Nachtzug.

Unsere Reiseroute war durch die Infrastruktur relativ strikt vorgegeben. Es gibt nur den einen großen Highway und nur die eine Zugverbindung entlang der Küste in dem schmalen Land. Wo wir anhalten und übernachten, entschieden wir meist erst am Tag vorher. Da es überall kostenlos WLAN gibt, war es kein Problem, kurzfristig Hotels oder auch Inlandsflüge zu buchen. Genau diese Spontanität lieben wir an Südostasien.

Vietnam = Kinderfreundlichkeit

Trotz seiner kommunistischen Vergangenheit herrschen auch in Vietnam sehr traditionelle Rollenbilder. Nur wer verheiratet ist und Kinder hat, wird als „echter“ Mensch angesehen. Unsere Kinder wurden auf Schritt und Tritt bewundert, gestreichelt und mit Süßigkeiten versorgt. Wir Eltern bekamen ständig Komplimente für unseren Nachwuchs.

Du darfst allerdings auch kein Problem damit haben, wenn fremde Menschen wild schnatternd auf dich zustürmen, das erschrockene Kind in die Wange kneifen oder ihm die blonden Haare verwuscheln. Oder ihm dann gern noch testweise in den Schritt greifen, um zu sehen, ob es ein Junge ist. Beschwert sich das arme Kind lautstark oder weint es gar, wird das mit lautem Lachen quittiert – witzig, das Kleine!

Wir waren auch irgendwann genervt, weil uns ungefragt alle paar Meter eine Kamera vors Gesicht gehalten wurde, und jede Reisegruppe uns lärmend für ein Gruppenbild mit Ausländer umringte.

Ja, das ist anstrengend, aber zu Asien gehört es einfach dazu. Wenn du dich darüber zu sehr aufregst, verdirbst du dir nur den Urlaub. Kein Vietnamese wird es verstehen, wenn du ihn bittest, dein Kind in Ruhe zu lassen. Wir empfehlen: Paparazzi ignorieren, kleinere Kinder vorsichtshalber auf dem Arm oder am Bauch tragen, und auch mal frech „one dollar“ für ein Foto fordern – dieser Witz wird von den meisten verstanden.

Und die Gelegenheit lässt sich sogar nutzen! Solange die Kellnerinnen mit dem Baby schäkern, kannst du ungestört mit deinem Partner essen oder chillen. Und beim „Zurückfotografieren“ haben wir viele tolle Porträts von Vietnamesen geschossen.

Was unternehmen mit Kids in Vietnam?

Wie wahrscheinlich alle Kinder der Welt wollen unsere am liebsten jeden Tag baden. Das konnten sie in Vietnam nach Herzenslust tun, allerdings nicht immer am Meer. Wir fanden die Strände in Mui Ne und Hoi An (Geheimtipp: An Bang Beach!) wunderschön und kindergeeignet. Anderenorts haben wir aber viel Müll und hässliche Bebauung gesehen. Wer ein Hotel mit Pool bucht, ist jedenfalls immer auf der sicheren Seite.

Klasse fanden unsere Kinder die riesigen roten und weißen Sanddünen von Mui Né, wo du richtig Schlitten fahren kannst. Die UNESCO-Weltkulturerbestadt Hoi An mit ihrer verkehrsberuhigten Innenstadt ist nicht nur für Familien toll. Ganz in der Nähe liegen die Marble Mountains mit ihren vielen versteckten Höhlen voller Buddha-Altäre, Fledermäuse und geheimer Durchgänge. Ein Paradies für Kinder!

Das Mekong-Delta im Süden fanden wir spannend, aber das ständige Stillsitzen auf Booten und Schiffen war für unsere lebhaften Kids nicht ideal. Auf die als „Muss“ angepriesene Bootstour in der Halong Bay bei Hanoi haben wir deshalb lieber verzichtet. Stattdessen sind wir ins Bergland von Sapa gefahren und haben dort per Moped die umliegenden kleinen Dörfer und die abgeschiedenen Wasserfälle erkundet – wundervoll und nebenbei auch noch herrlich kühl!

Auch die vielen schönen Tempel lassen sich Kindern durchaus schmackhaft machen; hier werden Geld und andere Opfergaben verbrannt, man kann Räucherstäbchen anzünden und in große Bottiche stecken, den Gong für das buddhistische Gebet schlagen, es gibt gruselige Drachen- und Geisterstatuen und mit Glück erlebt man sogar ein religiöses Fest, bei dem auch Fremde großzügig „mitgesegnet“ werden.

Hast du schon ältere Kinder, solltest du ihnen auf jeden Fall auch die Geschichte des Landes nahebringen – zum Beispiel im „War Remnants Museum“ in HCMC, in den nahe gelegenen Cu Chi Tunneln oder auch in der DMZ (der demilitarisierten Zone) in der Mitte des Landes, wo sich Amerikaner und Südvietnamesen noch vor knapp 40 Jahren erbitterte Kämpfe mit dem kommunistischen Nordvietnam (den Vietcong) geliefert haben. Weltgeschichte im Urlaub? Wo sonst kann man Kindern so anschaulich zeigen, welche Folgen Krieg haben kann, und warum man ihn immer vermeiden sollte?

Herumkommen, Unterkünfte, Essen – für Familien ein Klacks

Noch vor wenigen Jahren herrschten im kommunistischen Vietnam Mangel und Korruption, und auch heute kann das Land in Sachen Angebot und Infrastruktur nicht mit modernen Staaten wie Thailand oder Malaysia mithalten. Das heißt aber auch, dass es spannend und faszinierend ist, Vietnam zu entdecken – unserer Meinung nach am besten auf eigene Faust.

Vietnam ist, wenn du einmal im Land bist, ein sehr günstiges Reiseziel – wenn auch nicht mehr so günstig wie noch vor einigen Jahren. Familien mit Kindern sind vor den schlimmsten Abzockereien (englisch „scams“) einigermaßen gefeit. Trotzdem wird jeder Vietnamese versuchen, Profit aus dir zu ziehen. Handeln und recherchieren gehören also unbedingt dazu, sonst wird es sehr teuer.

Sehr günstig sind die Unterkünfte. Selbst luxuriöse Hotels mit Air Condition kosten nicht die Welt und können am Vortag über Internetplattformen gebucht werden. Wir haben für unsere Hotels zwischen 25 und 40 US-Dollar bezahlt (das ist quasi die Zweitwährung) und waren immer sehr zufrieden. Auch hier lohnt es sich, zu handeln.

Selbst wenn du mit mehreren Kindern reist, genügt meist ein einfaches Doppelzimmer mit zwei Betten. Die sind so breit, dass zwei Erwachsene locker auf eines passen, wahlweise auch noch ein Kleinkind. Wir haben uns zu viert entweder zwei Doppelbetten geteilt oder zu einem einzigen Doppelbett in Dreierbelegung noch ein Zustellbett gebucht.

Übrigens: Da Kinder jeden Alters Wasser lieben und das Meer in Vietnam oft schlecht zugänglich und auch sehr salzig ist, lohnt es sich immer, ein wenig mehr zu zahlen und ein Hotel mit Pool zu nehmen. Das ist ein Zaubermittel für gute Laune im Urlaub!

In allen Ländern Südostasiens ist es heiß und feucht – für Europäer ungewohnt und anfangs sehr anstrengend. Achte unbedingt darauf, dass deine Kinder viel trinken und vor der starken Sonne geschützt sind.

Unser wichtigster Tipp: „Do like the locals“.

Also möglichst früh aufstehen, wenn es noch erträglich ist, mittags drinnen oder im Schatten chillen und erst abends wieder rausgehen. In den Städten haben wir viele schöne, saubere Spielplätze und öffentliche Parks gefunden, oft saßen wir über die Mittagszeit auch in einem Fortbewegungsmittel zu unserer nächsten Etappe.

Das vietnamesische Essen war für uns Eltern der Hauptgrund für die Reise gewesen. Die Kinder waren leider nicht immer angetan, obwohl sie daheim gern vietnamesisch essen. Wir hatten immer ein Paket Kekse oder ein Baguette im Rucksack (die gehören zur landestypischen Küche!) und haben auf Märkten viel leckeres Obst gekauft.

Statt Pizza und Pommes (zwar überall erhältlich, aber ordentlich teuer) versuchten wir unsere Kinder wenigstens von Bratnudeln oder auch mal „plain rice with chicken“ zu überzeugen. Die Köche in den Restaurants und Garküchen haben sich immer viel Mühe für uns gegeben und wollten unseren Dreijährigen sogar füttern (hat er erbost abgelehnt).

Unterwegs mit Kind in Vietnam

In Deutschland kommen 4,5 Verkehrstote auf 100.000 Einwohner, in Vietnam sind es dagegen 16,1. Der Straßenverkehr ist spannend und bunt, aber eben auch sehr gefährlich – Gurte auf der Rückbank von Autos sind Mangelware, Autokindersitze quasi unbekannt und eine Helmpflicht für Mopedfahrer gibt es erst seit Kurzem (und die gilt nicht für Kinder).

Gerade als Fußgänger hat man quasi keine Rechte, und da auch auf Einbahnstraßen munter in beide Richtungen gefahren wird und der Fußweg eher als Ausweichspur für Mopeds gilt, musst du beim Stadtbummel sehr gut aufpassen – Kinder immer an die Hand nehmen oder gleich auf dem Arm tragen!

Immerhin ist meistens so viel los auf den Straßen, dass Autos und Mopeds selten schneller als 30 km/h fahren. Eine Straße zu überqueren, gleicht anfangs einer echten Mutprobe, macht aber, wenn du den Trick raus hast, viel Spaß!

Um im Land herumzukommen, nehmen die meisten Reisenden den günstigen Übernacht-Bus mit Liegesitzen. Das klingt bequem, ist es aber mitnichten – unsere Fahrt mit dem Nachtbus von Nha Trang nach Hoi An gehört zu unseren schlimmsten Reiseerinnerungen! Viele der Busse sind alt und beschädigt. Um Profit zu maximieren, werden sie mit Fahrgästen und Gepäck regelrecht vollgestopft. Auf den sehr holprigen Highways machen die todesmutigen (und oft übermüdeten) Fahrer den Trip zum echten Abenteuer – keine gute Idee, wenn man mit Kindern unterwegs ist.

Nimm, wann immer möglich, besser den Zug, gerade für Nachtfahrten. Der ist etwas teurer und muss ein paar Tage vorher gebucht werden, ist aber immer noch bezahlbar und in der ersten Klasse sind die Schlafabteile gar nicht schlecht. Gerade für die Fahrt ins Bergland nördlich von Hanoi gibt es eigentlich keine Alternative.

Selbst fahren ist für Ausländer in Vietnam verboten; es werden keine nicht-vietnamesischen Führerscheine akzeptiert. Um dich trotzdem einigermaßen unabhängig zu bewegen und auch mal „off the beaten track“ zu kommen, kannst du ein Moped leihen – hierfür wird kein Führerschein verlangt.

Auch das ist nicht ungefährlich! Außerhalb der großen Städte, tagsüber und auf trockener Fahrbahn macht es aber durchaus Spaß. Dein Kind sollte unbedingt groß genug sein, um sich wirklich zuverlässig festzuhalten; am sichersten sitzt es hinter dir, und einen Helm braucht ihr natürlich ebenfalls. Um ein Moped zu mieten, fragst du einfach im Hotel, einem Reisebüro oder an einem der vielen Verleihe am Straßenrand nach einem „motobike“. Mehr als 4 bis 6 US-Dollar pro Tag sollte es nicht kosten.

Baby-Artikel in Vietnam

Windeln, Gläschen und Flaschenmilch bekommst du in größeren Supermärkten in Saigon, anderswo kann es eng werden. Für viele vietnamesische Eltern sind solche Dinge Luxusartikel. Die meisten Babys hier werden lange gestillt und später mit Reisbrei gefüttert. Dabei werden sie rund um die Uhr von verschiedenen Betreuungspersonen herumgetragen – Kinderwagen sind nahezu unbekannt.

Was du überall findest, ist Milchpulver. Wer es sich leisten kann, füttert sein Baby damit, weil es als „besser“ angesehen wird als Muttermilch. Angesichts des Melamin-Skandals im benachbarten China würden wir trotzdem vorsichtig sein und die Formula von daheim mitbringen.

Für das kleine (und sicher auch das große) Geschäft werden die Babys am Gehsteigrand abgehalten. Wir fanden das sehr spannend: Die Mutter zischt oder pfeift leise und das Baby lässt auf Kommando laufen. Wickeltische sind daher überflüssig, wir haben jedenfalls nirgends einen gesehen. Die asiatischen Hock-Toiletten ohne Klopapier, oft sehr eng und schrecklich verdreckt, sind für kleine Kinder eine Herausforderung!

Unser Fazit: Vietnam mit Kind

Vietnam ist noch viel weniger touristisch als etwa Thailand und durch seine kommunistische Staatsform oft eine Herausforderung. Die Menschen empfanden wir oft als rüde und profitgierig, wir haben uns oft über freche Betrugsversuche geärgert. Bürokratie und Misswirtschaft sind fleißig dabei, die schönsten Regionen Vietnams mit Bausünden zu verschandeln, die Umwelt zu verschmutzen, Tierarten auszurotten und die Schönheit des Landes zu zerstören.

Aber mit seiner wundervollen Küche, der großen Kinderfreundlichkeit und nicht zuletzt den tollen Dingen, die man dort immer noch anschauen und erleben kann, ist Vietnam als Reiseziel – auch mit Kindern – unserer Meinung nach durchaus zu empfehlen.

Noch mehr Tipps von Jenny für deine Vietnam-Reise findest du in meinem eBook “Faszination Vietnam. Nützliche Tipps für Backpacker und Individualreisende”. Dort gibt es ein 10-Seiten-Special “Vietnam mit Kind”.

Wie waren deine Erfahrungen mit Kind in Vietnam?

Lesetipp: Reisehandbuch für Familien

Jenny ist übrigens Mitautorin des fast 500 Seiten starken Reisehandbuch für Familien.

Wenn du weitere Praxistipps, Checklisten, Erfahrungsberichte, Spartipps und Informationen rund um das Thema “Reisen mit Kind” benötigst, findest du hier die Antworten.

Dazu gibt es einen umfassenden Service-Teil.

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