Die Suche nach Indien (Buchtipp)

Viele Jahre hat Dennis Freischlad bereits in Indien gelebt und gearbeitet, als er sich für einen Roadtrip entscheidet. Er fährt mit dem Motorrad von der Südspitze bis rauf in den Norden des riesigen Landes. Seine Erlebnisse hat er nun in einem fabelhaften Reisebericht zusammengefasst.

Mit einer Honda Unicorn, die er Marlene nennt, dafür jedoch ohne Führerschein, Krankenversicherung und korrekte Fahrzeugpapiere, startet er in Pondicherry. Über Madurai und Munnar geht es an die Westküste und von da vorbei an Goa und Mumbai bis nach Amritsar im hohen Norden. Er fährt durch wechselnde Bundesstaaten und Vegetationen, immer umgeben von Menschen unterschiedlichster Herkunft und Religion. Die Reise endet schließlich – wo sonst – an den Ufern des Ganges in Varanasi, der heiligsten Stadt der Hindus.

Indien-Reisebericht

Um ein interessantes Reisebuch zu schreiben, werden zwei Talente benötigt. Ein guter Schreibstil und eine hervorragende Beobachtungsgabe. Dennis Freischlad erfüllt beide Voraussetzungen. Das beginnt schon damit, dass er in Die Suche nach Indien anhand einer 14-stufigen Hierarchie die indische Variante einer Straßenverkehrsordnung beschreibt. Wer je in Indien gewesen ist, erkennt, wie treffend er den alltäglichen Wahnsinn analysiert, bei dem Rikschas, Motorräder, LKWs, überladene Busse, Taxis, Fußgänger, Kühe und Fahrradfahrer aufeinandertreffen.

Abschließend erstellt er einen Survival-Guide für den Straßenverkehr und erklärt, warum man als Westler an einem Unfall in Indien immer schuld ist, auch wenn man glaubt, es nicht zu sein.

  • Die Suche nach Indien

    336 Seiten, erschienen im Dumont Reiseverlag

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»Von allem, was sich über das Land sagen lässt,
ist das Gegenteil genau so wahr.«

Indien ist ein Land der Gegensätze, steinreich und bettelarm, Liebe und Hass, Frieden und Gewalt, Fortschritt und Jahrtausende alte Traditionen. Hier liegen Glück und Unglück, Leben und Tod dicht beieinander. Und das Tag für Tag. Freischlad bezeichnet Indien als einen Mikrokosmos all dessen, was die Erde hervorbringen kann.

In seinem Buch schildert er nicht nur das Erlebte, er geht auch immer wieder auf die Religion und die Landesgeschichte ein. Als Anstoß dienen die historischen Stätten und Orte, an denen er vorbeikommt. So gibt es Erläuterungen über Tempel-Mythen, die Landwirtschaft in Kerala und die Stadtgeschichte Mumbais.

Interessant ist auch der Exkurs über Eisenbahn in Indien, die tagtäglich rund 20 Millionen Fahrgäste befördert. In Freischlads Augen grenzt es an ein Wunder, dass die von den Engländern ins Land gebrachte Bahn jemals ihren Betrieb aufgenommen hat, und nicht an Chaos, Korruption und Inkompetenz gescheitert ist.

Anekdoten aus dem Alltag

Ob auf dem Kamelmarkt in Pushkar oder im Straßenverkehr Rajastans – Dennis Freischlad hat im indischen Leben fünf grundlegende Prinzipien ausgemacht: Hingabe, Notwendigkeit, Neugierde, Hoffnung und Akzeptanz. Er erläutert sie anhand von Alltagssituationen, die er während seiner Reise erlebte.

Und das ist mitunter lustig. So beschreibt er, wie er in einem kleinen Ort, in den sich zuvor wahrscheinlich noch nicht viele Westler verirrt haben, mit auf die Polizeiwache muss. Schnell stellt sich heraus, dass die beiden Beamten lediglich ihre Machtposition ausnutzen, um ihre Neugierde zu stillen. Beim Verhör, warum er hier ist, wo er hin will, und was er in sein Büchlein schreibt, sitzen fast 30 hinzugekommene Dorfbewohner um ihn herum. Später kreist ein Foto seiner Oma unter anerkennendem Gemurmel durch die Reihen.

Auch andere Anekdoten werden detailliert beschrieben. Eine betrifft die typisch indische Bürokratie. So verbringt er beim Verladen seines Motorrades mehrere Stunden am Bahnhof Mumbais und muss sogar mit ansehen, wie sich einige der geschätzt 25 Angestellten, mit denen er im Rahmen der Gepäckaufgabe in Kontakt treten muss, vor seinen Augen lautstark und handgreiflich streiten. Es sind oft diese kleinen Momente, die Indien am besten erklären.

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Vieles hat Indien-Kenner Freischlad deshalb so intensiv erleben können, weil er individuell mit dem Motorrad reiste, auch wenn das bisweilen anstrengend war. Wenn sich herausstellt, dass die beste Spur oft neben der Straße ist, und zwar auf der gegenüberliegenden Seite, dann ist es auch bis zur Erkenntnis nicht mehr weit, dass die Fahrt einfacher wäre, wenn man auf den Bau der Straße komplett verzichtet hätte.

Doch wenn sich bei einer gemeinsamen Fahrt mit einem Freund durch kleine Dörfer in Kerala binnen kürzester Zeit ein Begleitservice aus Jugendlichen bildet, die mit ihren Mopeds hupend und schreiend vorausfahren, um die Ankunft zweier weißer Touristen anzukündigen, sind Strapazen und Schlaglöcher sicher schnell vergessen.

Fazit

Freischlads Buch eignet sich einerseits für jeden, der schon mal in Indien war, weil es an vieles erinnert, was man dort selbst erlebt hat. Zudem ermöglicht es eine neue Sicht auf Dinge und Zusammenhänge. Die Suche nach Indien ist aber auch eine gute Vorbereitung für eine erste Indienreise, weil es die Geschichte, die Kultur des Landes und das Denken der Menschen besser vermittelt, als ein Reiseführer.

Als Bonus gibt es übrigens mehr als 30 Videos von der Reise im Netz. Das sind zwar nur kleine Clips, die nicht weiter bearbeitet wurden, aber sie helfen, das im Buch Beschriebene weiter zu veranschaulichen.

Hier könnt ihr das Buch bestellen: Die Suche nach Indien

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