Interview: Wohin auf den Malediven?

Vor deiner ersten Reise auf die Malediven hast du die Qual der Wahl. Das Angebot an Inseln und Stränden ist riesig. Entscheidend ist, was du vor Ort machen möchtest. Hier die besten Tipps eines Insiders.

Alfons Straub ist langjähriger Malediven-Experte. Zwei Jahrzehnte hat er dort gelebt und ist auch heute noch sechs bis acht Monate pro Jahr im Inselstaat unterwegs. Er ist Besitzer von drei Tauchschulen mit den Namen dive & sail und eröffnet schon bald die nächste. Während meines Aufenthalts auf der Insel Kanifushi lernte ich ihn auf dem Weg zu einer Schnorcheltour kennen. Bei unserem Wiedersehen auf der Messe »boot« in Düsseldorf sprach ich mit ihm über Reisetipps für die Malediven.

Interview: Wohin auf den Malediven?

Wie bist du auf die Malediven gekommen?

Es war eigentlich vorher nie das Ziel von mir, dorthin zu gehen. Doch vor etwa 25 Jahren, das war 1988/89, sprach mich ein Freund an. Er suchte für zwei Monate einen Tauchlehrer. Ohne meine Entscheidung abzuwarten, hatte er bereits alles gebucht. Tja, so fing es damals an.

Nach Ablauf der vereinbarten Zeit bin ich dann auf die Insel Kuredu gegangen. Dort war ich einige Jahre bei den Prodivers angestellt, habe die Tauchschule mitgeprägt und später geleitet.

Wann hast du begonnen, dein eigenes Ding zu machen?

Ende 1994 machte ich mich auf den Malediven selbständig. Mein erstes Projekt war das Safari-Schiff Jaayria. Es war damals das einzige dieser Art und ein Zweimastsegler. Daher kommt übrigens der Name dive & sail.

Später nahm ich das Angebot an, die Tauschschule auf der Insel Hakuraa im Meemu Atoll zu übernehmen. Danach folgten Ellaidhoo im Nord-Ari-Atoll und die Tauchschule auf Kanifushi im Lhaviyani Atoll. Gerade bauen wir eine weitere Filiale auf Gasveli im Süden der Malediven. Es steht jedoch noch nicht fest, wann genau wir hier eröffnen können.

Was sollte jemand beachten, der seine erste Reise auf die Malediven plant?

Falls du bisher nie dort warst, solltest du dich vorab sehr gut informieren und dir folgende Frage beantworten: »Was will ich auf den Malediven?«

Nachdem das geklärt ist, kannst du deine Prioritäten setzen.

Suchst du ein abwechslungsreiches Nachtleben, bist du auf den Malediven generell verkehrt. Es gibt stattdessen unzählige Inseln mit wunderschönen Sandstränden. Wenn du nur entspannen und ein Buch lesen möchtest, kommen fast alle in Betracht. Jedoch haben viele davon kein Hausriff. Legst du hauptsächlich Wert auf Schnorcheln und Tauchen, dann sollte der Strand zweitrangig sein. Andere Aspekte sind beispielsweise Freizeitaktivitäten wie Spa, Wellness oder Ausflüge.

In welche Kategorien passen die Inseln, auf denen deine Tauchschulen stehen?

Ellaidhoo ist eine alteingesessene Insel. Der Strand o.k., aber im Vergleich sicher kein Highlight. Doch dafür ist das Hausriff eines der schönsten und spektakulärsten auf den Malediven. Es ist nur 20 bis 25 Meter vom Ufer entfernt. Du kannst selbständig zu allen Uhrzeiten schnorcheln gehen und auch 24 Stunden am Tag tauchen.

Da Ellaidhoo sehr nah am Außenriff des Atolls liegt, gibt es am Hausriff viele Begegnungen mit Großfisch. Zu sehen sind beispielsweise Haie, Rochen, Napoleon-Fische und Schildkröten. Dort befindet sich sogar ein Wrack unter Wasser. Ellaidhoo ist eine Barfußinsel, die fast ausschließlich von Tauchern und Schnorchlern besucht wird.

Ganz anders ist Kanifushi, dessen 5-Sterne-Resort in einem höheren Preissegment liegt. Hier bieten wir Tauch- und Schnorcheltouren an, es fehlt jedoch ein Hausriff. Doch dafür gibt es ein breit angelegtes Unterhaltungsprogramm mit Wellness, Wassersport, Nachtangeln, Tennis und Kinderbetreuung.

Hakuraa ist eine kleine aber beliebte Insel mit 70 Wasser- und 10-Strandbungalows. Sie hat auch kein Hausriff, stattdessen werden jeden Tag Tauch- und Schnorchel-Ausflüge angeboten. Die Riffe haben einen schönen Korallenbewuchs. Die Kanäle eignen sich gut zum Schnorcheln und Tauchen. Viele Plätze sind fast ohne Strömung. Die Chance, Mantas und Walhaie zu sehen, ist gut.

Was sind deiner Ansicht nach die Inseln mit der besten Unterwasserwelt auf den Malediven?

Meines Erachtens gibt es nur drei Inseln, die ein wirklich sehr attraktives Hausriff haben. Das sind neben Ellaidhoo noch Eriyadu und Vilamendhoo. Geeignet als Ausgangspunkt für Fahrten zu hochklassigen Riffen sind zum Beispiel Lily Beach, Mirihi, Angaga und Helengeli.

Viele andere schöne Inseln liegen oft in einem Preissegment, das Taucher nicht gerne bezahlen. Denn sie legen wenig Wert auf ein Schwimmband oder Massage. Was sie brauchen: ein gutes Hausriff, leckeres Essen und eine passable Unterkunft.

Wie ist die Qualität der Tauchschulen auf den Malediven?

Die Qualität ist durchweg gut. Die Regierung setzt hohe Standards und überprüft diese auch. Meines Erachtens sind 90 % der Schulen top und werden sehr gut geführt.

Wie ist die Qualität der Riffe auf den Malediven?

Im Anschluss an die Korallenbleiche durch El Nino haben sich die Riffe inzwischen erholt. Die Korallen sind ordentlich gewachsen. Die Regierung betreibt meeresbiologische Projekte und erklärt den Einheimischen, wie man die Riffe besser schützen kann. Der Fischreichtum auf den Malediven ist nach wie vor einzigartig.

Unternimmt der maledivische Staat Umweltschutzmaßnahmen?

Ja, es wird sehr viel getan. Allerdings gilt nach wie vor: wo kein Kläger – da kein Richter. Es gibt noch immer schwarze Schafe, die sich nicht an die Bestimmungen halten, weil das mit Mehrkosten verbunden ist. So kommt es vor, dass Safariboote ihren Dreck nachts über Bord kippen, wenn es niemand sieht. Einige Inseln machen das genau so. Aber jetzt existiert immerhin schon eine Müllinsel.

Muss es auf der Malediven-Reise unbedingt ein Wasserbungalow sein, oder schaden diese Bauten der Umwelt?

Grundsätzlich sehe ich keinen Schaden, sofern beim Bauen auf die Korallen geachtet wird. Es ist seit Jahren ein Trend, dass immer häufiger Wasserbungalows angefragt werden. Nur mit deutschen und europäischen Gästen kannst du mittlerweile eine Insel nicht mehr füllen, dafür gibt es einfach zu viele Resorts. Daher müssen sich die Betreiber auch auf den asiatischen Markt konzentrieren. Doch wenn Wasserbungalows fehlen, buchen die Asiaten kaum, und das Hotel ist in der Nachsaison oft leer.

Welche Malediven-Inseln haben die schönsten Strände?

Auf den Malediven gibt es eine ganze Reihe toller Strände. Lohnenswert sind zum Beispiel Dhonveli, Kanifushi, Sun Island und Holiday Island. Da aber die meisten Inseln schöne Strände haben, ist es schwer, hier etwas falsch zu machen.

Sind die Malediven ein gutes Ziel für Reisen mit Kind?

Ja, in jedem Fall. Es kommen sehr viele Familien hierher. Das merkt man auch daran, dass in den Ferien die Buchungen hochgehen. Zahlreiche Bungalows verfügen über Dreibettzimmer und einige Inseln, wie zum Beispiel Bandos, bieten inzwischen eine Kinderbetreuung an.

Wie sieht es mit der medizinischen Versorgung auf den Malediven aus?

Auf diesem Gebiet hat es in den letzten Jahren riesige Fortschritte gegeben. Fast jede Hotel-Insel hat mittlerweile einen eigenen Arzt. Das ist beispielsweise auf Ellaidhoo und Kanifushi der Fall.

Aber auch insgesamt ist die ärztliche Versorgung heutzutage sehr gut. Auf allen Einheimischen-Inseln stehen kleine Krankenhäuser zur Verfügung. Und sollte es mal was Ernsteres sein, ist die Hauptstadt Male durch Wasserflugzeuge und Speedboote schnell zu erreichen.

Gibt es noch Inseln auf den Malediven für Reisen mit wenig Budget?

Aktuell kaum, jedoch wird sich in dieser Frage in den nächsten Jahren etwas tun. Die Regierung hat gerade viele Inseln, auf denen bisher nur Einheimische leben, für Touristen freigegeben. Momentan bauen sie Gästehäuser, die um einiges günstiger als die Resorts sein werden. Somit sind die Malediven auch für Rucksackreisende ohne großes Budget geeignet.

Allerdings wirst du den Service dort nicht mit dem in einem Hotel vergleichen können. Zudem ist die Bevölkerung zu 100 Prozent moslemisch. Dementsprechend wird es keinen Alkohol geben, und nur im Bikini am Strand zu liegen, ist ebenfalls nicht möglich.

Was hat sich rückblickend in deinen 26 Jahren auf den Malediven verändert?

Es hat sich vieles verbessert. Wie bereits gesagt, ist die Qualität der medizinischen Versorgung gestiegen. Die Resorts bieten mehr Komfort und das Personal wird heutzutage gut geschult. Zudem ist das Essen heute besser. Früher gab es an einem Tag Fischcurry mit Reis und am anderen Tag Reis mit Fischcurry.

Durch die Mehreinnahmen aufgrund gewachsener Touristenzahlen wird auch mehr an die Bevölkerung weitergegeben. Inzwischen verfügen die meisten Wohnungen über Klimaanlage, Kühlschrank und Frischwasser. Das sind Annehmlichkeiten, die das Leben verbessern.

Leider bewegt sich der Trend der Hotelanlagen zunehmend zum hochpreisigen Segment. Alle neuen Anlagen werden 5 Sterne oder 5 Sterne plus. Zeitgleich wird weniger für die Taucher getan. Jeder will in kurzer Zeit möglichst viel Geld verdienen.

Einiges geht davon zu Lasten der Umwelt, was sehr schade ist. Ich sage den einheimischen Tauchlehrern häufig, dass sie selbst mehr auf die Natur achten müssen. Denn wir aus Europa kommen nur für eine begrenzte Zeit und gehen irgendwann wieder weg. Die Malediver bleiben dort. Und ihre Kinder brauchen eine Zukunft. Dafür sind intakte Riffe und eine gesunde Natur die wichtigste Grundlage.

Danke für das Interview!

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