Trekking von Kalaw zum Inle Lake

Myanmars beliebteste Wanderroute ist auch für Anfänger geeignet. Mehr Kraft kostet bisweilen die Anreise von Yangon. Dafür gibt es bei der Übernachtung im Kloster 
eine Überraschung.

Auf rund 1.350 Meter Höhe liegt Kalaw in einem malerischen Tal. Die ausgezeichneten Wandermöglichkeiten in den benachbarten Bergen und die Nähe zum Inle Lake haben den kleinen Ort bei Touristen populär gemacht.

Kalaw: Trekking Tour zum Inle Lake

Doch die neunstündige Anreise mit dem Bus von Yangon ist mühsam. Das liegt an den miserablen Straßen, manchmal jedoch auch an einem anderen asiatischen Übel: Klimaanlagen!

Zum Start ist die Temperatur im Bus noch recht angenehm. Mit einsetzender Dunkelheit müssen allerdings nach und nach weitere Kleidungsstücke aus dem Rucksack zum Einsatz kommen. Um 2 Uhr nachts stehen wir kurz vor dem Erfrieren, obwohl wir mit Pullis, Halstuch und einer Decke gut ausgestattet sind.

Den anderen Fahrgästen im Bus scheint es ähnlich zu gehen, die Burmesen hinter uns tragen sogar Handschuhe. Und selbst der Fahrer hat sich ein Handtuch um den Hals gewickelt. Aber die Klimaanlage bleibt natürlich an. Wir haben schließlich einen AC-Bus gebucht und dafür bezahlt. Als wir Kalaw in tiefer Nacht erreichen, sind wir froh, endlich aussteigen zu können.

Kalaw – ein Ort zum erholen

Am Morgen kehrt die gute Laune endgültig zurück. Die Sonne scheint durchs Fenster und etwas Nebel liegt über den Häusern. Ein schöner Anblick. Gegen Mittag schauen wir uns den Markt an, kaufen uns ein paar Samosas und vergammeln den Rest des Tages auf der Terrasse unserer Unterkunft. Mehr ist nach der Busfahrt nicht drin.

Abends überrascht uns ein Restaurant. Im Nepalese Food Center schmeckt das Essen hervorragend. Es ist zur Abwechslung mal gut gewürzt und auch scharf. Wir nutzen die Chance, uns noch einmal richtig zu stärken, bevor am folgenden Tag die Wanderung zum Inle Lake ansteht.

Startpunkt für Trekking-Touren

Für dieses Vorhaben besteht in Kalaw die Auswahl aus verschiedenen Optionen. Nahezu sämtliche Gästehäuser bieten geführte Touren an. Eine Variante ist die Three-days-two-nights-Tour. Wir entscheiden uns für die kürzere Version mit nur einer Übernachtung. Zwei Tage mit je 16 Kilometern erscheinen uns mangels Trekking-Erfahrung und –Kondition ausreichend.

Der nächste Morgen beginnt wie jeder Tag in einer Backpacker-Unterkunft in Myanmar mit Toast, Omelette und Obst. Ein Auto bringt uns anschließend zu einem kleinen Dorf, von wo aus wir als neunköpfige Gruppe starten werden. Die drei Personen, die sich für die 3-Tages-Tour entschieden hatten, mussten wegen einer Militärübung am Vortag zusätzlich einen fünf Kilometer langen Umweg laufen.

Keine Menschenseele und absolute Ruhe

Unser burmesischer Guide nennt sich Robin und organisiert diese Touren schon seit vielen Jahren. Er erklärt, dass wir uns aktuell auf einer Höhe von etwa 1.300 Metern befinden. Der Zielort soll auf 900 Metern liegen. Es geht also mehr bergab als bergauf.

Anfangs ist die Landschaft eher karg, nur vereinzelte Bäume ragen aus den verdorrten Feldern hervor. Wir sehen ein paar Kühe, selten einen Menschen und nur ganz entfernt mal eine kleine Hütte. Es herrscht absolute Stille, der Himmel ist strahlend blau und die Sonne um 9 Uhr noch nicht ganz so heiß.

Nach einer Stunde erreichen wir die erste Siedlung. Ein Mann mit zwei schweren Körben auf der Schulter kommt uns entgegen. In beiden liegen jeweils rund 1.200 tellergroße Reiscracker. Mit ihnen wandert der Verkäufer von Dorf zu Dorf durch die bergige Landschaft. Um 4 Uhr morgens geht es los und nach zwei Tagen ist alles verkauft. Etwa 20.000 Kyat (ca. 20 Euro) bleiben ihm dann als Gewinn für die schweißtreibende Arbeit. Ein Knochenjob.

Begegnungen mit Einheimischen

Man hört sie, bevor man sie sieht. Für die Kinder entlang des Weges sind wir eine willkommene Abwechslung. „Hello!“ tönt es aus Bäumen, Häusern und vom Wegesrand. Wir müssen oft winken.

Bei einigen Siedlungen dauert es nicht lange, bis die halbe Dorfgemeinschaft um uns herum steht. Guide Robin erklärt, wer hier wohnt und wie die Menschen hier ihren Alltag gestalten. In den Dörfern wohnen meist weniger als 500 Personen, der Kinderanteil ist hoch. Viele Familien haben fünf oder mehr Kinder und meist leben verschiedene Generationen unter einem Dach.

Es gibt Strom – wenn überhaupt – nur aus Generatoren und die einzigen Fortbewegungsmittel sind Fahrräder oder Ochsenkarren. Die medizinische Versorgung ist bescheiden. Es gibt keinen Doktor, sondern lediglich eine Hebamme, die auch bei Krankheiten erste Ansprechpartnerin ist. Bei ernsten Problemen muss der weite Weg in den nächsten größeren Ort auf sich genommen werden.

Etwa 20 Minuten unterhalten wir uns mit den Dorfbewohnern. Beide Seiten beobachten die jeweils andere interessiert. Als wir aufbrechen, laufen einige Kinder noch ein Stück hinterher und winken zum Abschied.

Es geht nichts über einen guten Guide

Überrascht stellen wir während der Wanderung fest, dass unsere leeren Plastikflaschen sehr begehrt sind. Diese geben wir nach und nach den Leuten, die wir unterwegs treffen. Für den täglichen Gebrauch im Haushalt werden sie gerne mitgenommen.

Robin kann zu allen Pflanzen am Wegesrand etwas sagen. Zudem kennt er scheinbar jeden, der im Verlauf unserer langen Wanderung des Weges kommt. So stoppen wir immer wieder zu kurzen, erholsamen Gesprächen.

Mittagessen bei einer Familie

Die Sonne steht schon sehr hoch, als wir gegen Mittag ein Dorf erreichen. Hier legen wir eine Pause ein. Wir essen bei einer Familie, die uns bereits erwartet. Das kleine Holzhaus ist picobello geputzt, auf einer offenen Feuerstelle in der Küche wird die Mahlzeit zubereitet. Und es gibt reichlich: erst eine Linsensuppe, dann gebratene Nudeln mit Ei und zum Nachtisch eine ordentliche Portion Obst, dazu Tomatensalat und Avocados.

Von Robin erfahren wir, dass während der Trockenzeit pro Woche etwa fünf Trekking-Gruppen in diesen Ort kommen. Diese essen nach Möglichkeit an fünf unterschiedlichen Orten, so dass mehrere Familien von einem kleinen Zusatzgeschäft profitieren können. Ihr Haupteinkommen bestreiten nach wie vor alle über die Landwirtschaft.

Am frühen Nachmittag geht es weiter. Wir verlassen das Dorf und schon bald sind wir wieder alleine in der Wildnis. Die Landschaft ändert sich. Mehr Bäume und Büsche sowie einige Reisfelder prägen das Bild, zudem wird es bergiger. Am Horizont sehen wir die Bergkette, die wir heute erreichen wollen, aber bis dahin sind noch einige Kilometer zu absolvieren.

Lange Zeit treffen wir überhaupt niemanden, bis dann Kuhhirten unseren Weg kreuzen. Sparsam teilen wir den Wasservorrat ein und freuen uns, als wir nach Stunden in einem kleinen Ort ankommen, wo wir nachkaufen können.

Übernachtung im Kloster

Nach der letzten Etappe stehen wir vor dem Kloster. Es liegt am Fuße eines Berges. Schon auf dem Hof hören wir den Gesang. Etwa 35 Kindermönche leben hier, betreut von lediglich zwei älteren Mönchen.

Es gibt ummauerte Duschplätze. Bevor wir jedoch den Schweiß und den Schmutz des Tages loswerden, muss das Wasser in Eimern aus dem nahegelegenen Brunnen gezogen werden. Es ist bitterkalt, dafür aber sehr erfrischend.
Neu belebt und gewaschen begeben wir uns auf die Anhöhe hinter dem Kloster, um den eindrucksvollen Sonnenuntergang über den Bergen zu bewundern. Unten im Hof spielen derweil Mönche mit einer Plastikflasche Fußball und in der Küche brutzelt bereits unser Essen.

Grandioses Essen und Sternenhimmel

Der Koch des Klosters entpuppt sich als Meister seines Fachs. Und wieder wird reichlich aufgetischt. Es gibt indisches Brot, Pommes (!), eine Nudelsuppe, Chicken-Curry, Kartoffel-Bohnen-Curry, einige weitere Gemüse-Beilagen, Reis, Sesamgebäck und jede Menge Obst. Wir sind überrascht, hatten wir hier doch eher mit einer einfachen Mahlzeit gerechnet. Stattdessen erleben wir einen kulinarischen Höhepunkt des Myanmar-Aufenthalts.

Gegen 20 Uhr löst sich unsere gemütliche Runde auf. Auf dem Vorplatz sehen wir einen Sternenhimmel, der so unglaublich schön ist, dass wir einige Minuten dort verweilen. Rundherum in den Bergen ist es stockdunkel, so dass kein künstliches Licht den tollen Anblick beeinträchtigt.

Als wir zurück ins Kloster kommen, bietet sich uns ein überraschendes Bild. Etwa 25 Mönche sitzen in ihren roten Gewändern nahezu bewegungslos vor einem Fernseher und schauen einen Spielfilm. Das Licht spiegelt sich auf ihren nackten Köpfen. Wir betrachten die skurrile Situation noch ein wenig, bevor wir dann, es ist immerhin schon 20:30 Uhr, erschöpft ins Bett fallen. Auf dem Boden wurden einige Matratzen für uns als Schlafstätte bereitgelegt. Dazu ein paar dicke Decken, denn auch hier wird es nachts richtig kühl.

Das Leben im Kloster

Um 4:30 Uhr werden wir vom Gesang der Mönche geweckt. Sie sitzen nur wenige Meter entfernt und singen zusammen, wie jeden Morgen um diese Zeit. Wir bleiben noch ein Weilchen liegen und lauschen andächtig. Um halb sechs gehen wir zum Frühstück. Während wir schon wieder am reichlich gedeckten Tisch essen, beobachten wir, wie die kleinen Mönche hektisch ihre Tagesvorbereitungen treffen. Kurz danach brechen sie in kleinen Gruppen auf, um die Lebensmittelspenden für den heutigen Tag zu sammeln.

Als sie weg sind, berichtet uns der älteste Mönch über das Leben im Kloster und beantwortet unsere Fragen. Weil sie dort lesen und schreiben lernen, geben viele arme Eltern ihre Kinder dorthin, wenn gerade keine Erntezeit ist. Jeder Buddhist soll während seines Lebens einmal als Mönch im Kloster gewesen sein. Manche bleiben nur sehr kurz, andere für immer.

Zum Abschied hinterlassen wir dem Kloster eine Spende als Dank für die Unterkunft und machen uns wieder auf den Weg. Es geht Richtung Sonne und bergauf. Die Luft ist frisch und klar. In vielen Tälern liegt noch etwas Nebel.
Kurz darauf erreichen wir den höchsten Punkt unserer Wanderung. Von jetzt an führt die Strecke hauptsächlich bergab. Wir können kilometerweit sehen und sind froh, dass es noch nicht so warm ist.

Die letzte Etappe

Wir treffen Frauen, die tagtäglich Feuerholz sammeln. Wegen der Regenzeit ist das nur acht Monate im Jahr möglich. Daher müssen sie für den Rest des Jahres einen Vorrat anlegen. Bis zu 30 Kilo Holz tragen die zierlichen Frauen auf ihrem Rücken den weiten Weg zurück in ihr Heimatdorf. Viele leiden später an Rückenproblemen.

Nach einigen Stunden erreichen wir eine Gruppe riesiger Bäume, die bereits mehr als 300 Jahre alt sind und reichlich Schatten spenden. Hier machen wir noch einmal einen kurzen Stopp. Anschließend wandern wir die letzte Etappe bis zu einem kleinen Dorf nahe des Inle Lakes, wo die Trekking-Tour endet.

Nach einem Mittagessen besteigen wir ein Boot und fahren etwa anderthalb Stunden über den Inle Lake nach Nyaung Shwe, wo wir die nächsten Tage verbringen werden. Das Gepäck erwartet uns bereits im Hotel. Glücklicherweise wurde es mit dem Auto hierher gebracht, so dass wir auf der Wanderung nur das nötigste Mitnehmen mussten.

Eine ausgiebige Dusche erweckt uns zum Leben und mit einem eisgekühlten Bier belohnen wir uns für das Vollbrachte.

Fazit

Die Tour hat Spaß gemacht. Auch wenn die Landschaft zeitweise recht eintönig war, gab es immer wieder schöne Ausblicke. Wahrscheinlich wäre es zum Ende der Regenzeit noch reizvoller.

Die Begegnungen mit den Menschen in den Dörfern und auf den Wegen bleiben sehr positiv in Erinnerung. Es wird spannend, welche Auswirkungen der einsetzende Tourismus-Boom hier haben wird.

Angekommen am Inle Lake – Hotels & Touren

Zum Abschluss noch schnell ein paar Tipps für deinen Aufenthalt am Inle Lake.

Hotels & Unterkünfte:

  • Günstig aber gut: Das gute Baobabed Hostel in Nyaung Shwe bietet Schlafsaalbetten ab 7,50 € die Nacht sowie günstige Doppelzimmer. Dazu gibt es eine Dachterrasse mit Whirlpool (Booking.com / Agoda). Ebenfalls sehr beliebt ist das Ostello Bello Nyaung Shwe. Auch hier gibt es günstige Schlafsaalbetten sowie Doppelzimmer und eine tolle Dachterrasse (Booking.com / Agoda).
  • Mehr Komfort: Schöne Doppelzimmer, einen Pool sowie einen kostenfreien Fahrrad-Verleih bietet das immer wieder top-bewertete Immana Grand Inle Hotel. Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis (Booking.com / Agoda). Das Myanmar Treasure Resort Inle liegen am nordöstlichen Rand des Inle-Sees und bietet schöne Zimmer mit See- oder Bergblick (Booking.com / Agoda).
  • Ganz schön schick: Zu den außergewöhnlichen Resorts direkt am Inle Lake gehört das Sofitel Inle Lake Myat Min. Die Zimmer und Suiten bieten zum Teil einen hervorragen Blick auf den See. Dazu gibt es einen schönen Pool und jede Menge Luxus (Booking.com / Agoda). Ebenfalls ideal für anspruchsvolle Reisende ist das 5-Sterne Sanctum Inle Resort. Schöne Anlage mit Pool etwas östlich des Sees (Booking.com / Agoda).

Touren und Ausflüge:

Am Inle Lake gibt es einiges zu unternehmen. Sehr beliebt bei Reisenden ist eine Tagestour mit dem Boot, auf der du den See sowie die umliegenden Sehenswürdigkeiten erkundest. Gerne werden die Tagestouren auch mit einem Abstecher zum Pagodenkomplex Indein kombiniert.

Ein unvergessliches Erlebnis ist eine Fahrt mit dem Heißluftballon über den Inle-See.

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