Weltreise: Einmal mit Kind, einmal ohne

Im Jahr 2010 packten Marsela und Daniel ihre Rucksäcke und reisten zwölf Monate um die Welt. Nur vier Jahre später ging es erneut los, doch dieses Mal waren sie zu dritt. Im Interview schildern sie ihre Erfahrungen zum Thema »Weltreise mit Kind« und nennen die wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Touren.

Wann der richtige Zeitpunkt für eine Weltreise ist, darüber gibt es verschiedene Ansichten. Meist wird allerdings auf die Zeit vor oder unmittelbar nach dem Studium verwiesen, wenn berufliche und familiäre Verpflichtungen noch überschaubar sind.

Weltreise: auch mit Kind möglich

Dass es jedoch auch anders geht, zeigt das Beispiel von Marsela (36) und Daniel Schroth (40) aus Ettlingen. Beide lieben das Reisen und haben gemeinsam schon viel gesehen. Mit der Weltreise im Jahre 2010 erfüllten sie sich einen Traum. Zwölf Monate waren sie auf dem Globus unterwegs.

Zurück in Deutschland schafften sie schnell den Wiedereinstieg. Das Leben der beiden änderte sich, als 2013 ihr Sohn Darian zur Welt kam. Die Zeit des Reisens war damit jedoch nicht vorbei. Im Gegenteil: 15 Monate nach der Geburt bestieg die Familie einen Flieger Richtung Dubai. Die nächste Weltreise hatte begonnen.

Im Rahmen meiner Blogrubrik Südostasien mit Kind haben mir Marsela und Daniel einige Fragen zu ihrer Weltreise beantwortet.

Zudem kannst du ihre gesamten Erlebnisse ausführlich auf ihrem sehr empfehlenswertem Reiseblog nachlesen.

Interview mit Marsela und Daniel

Im Jahr 2010 habt ihr eure erste Weltreise gemacht. Wie kam es dazu?

Den Entschluss fassten wir gut zwei Jahre vorher, im August 2008. Unsere sechs Wochen Urlaub im Jahr waren einfach immer zu kurz gewesen. Außerdem waren wir davon überzeugt, dass es noch etwas anderes im Leben geben musste als Arbeit und Karriere.

Welche südostasiatischen Länder habt ihr damals besucht? Wo wart ihr sonst noch unterwegs, und wo hat es euch gefallen?

In Südostasien haben wir auf der ersten Weltreise Vietnam, Kambodscha, Laos, Thailand, Malaysia und Indonesien (Java, Bali, Lombok) gesehen. Ansonsten waren wir noch in China und Tibet, Nepal, Indien, Australien, Fidschi, Neuseeland, Chile, Peru, Bolivien und Argentinien. Insgesamt bereisten wir 16 Länder in einem Jahr.

Viele davon waren großartig, zum Beispiel Nepal, Laos und Neuseeland. Nach Indien hingegen werden wir so schnell erst mal nicht mehr reisen wollen, das war eine sehr grenzwertige Erfahrung.

Hattet ihr dafür euren Job und die Wohnung gekündigt?

Unsere Jobs haben wir damals gekündigt, und das war eine weise Entscheidung. Für die Wohnung hatten wir die meiste Zeit einen Untermieter, obwohl wir sie sonst auch selbst weiterbezahlt hätten, anstatt sie zu kündigen. Ein Jahr ist nicht lang genug, um auszuziehen, alles zwischenzulagern und danach monatelang auf Wohnungssuche zu gehen.

Vier Jahre später – im September 2014 – ging es erneut los. Wie hatte sich euer Leben in der Zwischenzeit verändert?

Zunächst einmal hat uns die erste Weltreise verändert. Wir denken ständig daran und die Erinnerungen sind unglaublich stark. Wir sehen viele Dinge mit anderen Augen.

Im Juni 2013 kam unser Sohn zur Welt, das war sicherlich die größte Veränderung.

Mit Kind auf Weltreise gehen, das machen nicht viele. Ist es euch 2010 oder 2014 leichter gefallen, die Entscheidung zu treffen?

Wir haben schnell gemerkt, dass unser Sohn das Weltenbummler-Gen in sich trägt. Solange wir bei ihm waren, fühlte er sich wohl. Wir wollten beide möglichst viel Zeit mit ihm verbringen und hatten deswegen zwei (Marsi) bzw. anderthalb Jahre (Daniel) parallel Elternzeit.

Diese intensive Zeit ist unwiederbringlich verloren, wenn du sie nicht ausnutzt, solange die Kinder noch klein sind. Insofern ist es uns 2014 wohl leichter gefallen, noch einmal aufzubrechen: Etwas von der Welt sehen und Zeit mit unserem Sohn zu verbringen war eine ideale Kombination.

Wie hat euer Umfeld darauf reagiert, dass ihr mit Kind um die Welt reisen wollt?

Anfangs wollte uns niemand so recht glauben, dass wir tatsächlich mit Kind nochmal eine Weltreise machen würden. Stattdessen hörten wir, dass mit einem Kind das schöne Leben schlagartig vorbei sei, und man sowieso kein Geld mehr für eine lange Reise haben würde. Doch das ist alles Quatsch.

Es ist vielmehr eine Frage der Prioritäten und auch davon abhängig, wie du mit deinem Kind umgehst, und ob du dir und dem Kind eine Weltreise zutraust.

Wir haben die Prioritäten entsprechend gesetzt und haben uns getraut.

Wie lange hat eure Reise mit Kind gedauert und welche Staaten habt ihr bereist?

Auf der zweiten Weltreise waren wir sieben Monate unterwegs und haben sechs verschiedene Länder besucht: Vereinigte Arabische Emirate (Dubai), Australien (mit Tasmanien), Neuseeland, Singapur, Thailand und Laos.

Wie alt war euer Kind, als ihr gestartet seid?

Zu diesem Zeitpunkt war er 15 Monate alt. Drei Wochen nach dem Start hat er in Adelaide laufen gelernt, das wird für immer ein unvergesslicher Moment bleiben.

Zwei Weltreisen unter völlig anderen Voraussetzungen. Welche Unterschiede habt ihr im Vergleich zwischen 2010 und 2014 am deutlichsten wahrgenommen?

Auf der Reise mit Kind hatten wir chronische Zeitnot, das ist der größte Unterschied. Da wir nicht einfach nur reisen können und wollen, sondern nebenher immer noch fotografieren, filmen und unser Blog pflegen, merkten wir deutlich, dass die Zeit dafür kaum mehr vorhanden war.

Welche neuen Erfahrungen habt ihr dabei gesammelt?

Das Leben als Eltern ist ja eine komplett neue Erfahrung. Manche sind dauergestresst und ständig überlastet, wir hingegen genießen es. Überrascht hat uns, wie gut ein Kleinkind so eine Reise wegsteckt.

Wie unterscheiden sich die Kosten bei einer Reise mit Kind? Habt ihr andere Hotels und Fortbewegungsmittel gewählt?

Von den sieben Monaten Weltreise haben wir mehr als die Hälfte im Wohnmobil in Australien und Neuseeland verbracht. Das ist verdammt teuer, denn bei der Miete des Fahrzeugs bleibt es ja nicht.

In Südostasien waren wir als Backpacker unterwegs und wagten bei der Zimmerauswahl nicht mehr so viele Experimente wie auf der ersten Weltreise.

Wo wir 2010 auch größere Strecken noch mit Zug, Bus oder Minivan zurückgelegt haben, wollten wir mit unserem Sohn lieber schnell ankommen und entschieden uns oft für den Flieger, auch bei kürzeren Inlandsstrecken. Zum Glück ist das in Südostasien kein großes Thema, da du immer günstige Flugtickets findest.

Welche Tipps habt ihr für andere Eltern, die ebenfalls mit Kind eine große Reise machen wollen?

Das ist einfach: Nicht lange überlegen, einfach machen! Es lohnt sich für alle Beteiligten.

Was sollte bei der Reiseplanung beachtet werden?

Dass ein Kind hin und wieder krank wird, weiß jeder. Sollte es aber einmal etwas Ernsteres sein, war es uns wichtig, dass wir nicht erst 2 Tage reisen müssen, um ins nächste Krankenhaus zu kommen.

Deswegen haben es einige Länder bei der zweiten Weltreise nicht in die Auswahl geschafft: Nepal oder Myanmar zum Beispiel. Außerdem solltest du deinem Kind nicht zu viel zumuten und genug Flexibilität in den Reiseplan einbauen.

Mit dem Kind durch Südostasien – einfach oder schwer?

Definitiv einfach! Kinder besitzen in Südostasien einen Sonderstatus und es scheint, als könnte dort jeder gut mit Kindern. Anfangs war es für unseren Sohn sogar zu viel, dass jeder ihn anschauen und betatschen wollte, er hat sich nur langsam daran gewöhnt.

Aber auch wir als Eltern durften oft besondere Privilegien genießen, selbst wenn wir gar nicht darum gebeten haben. Um uns die lange Schlange bei der Einreise nach Thailand zu ersparen, öffnete ein Beamter kurzerhand einen leeren Schalter, stempelte unsere Pässe und machte den Schalter wieder zu.

Neben eurem eigenen Reiseblog seid ihr auch noch als »Traumteiler« unterwegs. Was hat es damit auf sich?

Wir haben uns mit der ersten Weltreise unseren großen Traum erfüllt. Als Traumteiler wollen wir diesen Traum mit anderen teilen und veranstalten Multivisionsshows unter dem Motto »Weltreise zum Anfassen«.

Inzwischen gab es sogar schon die zweite Reise und wir werden wohl noch eine ganze Weile an den Inhalten für neue Shows arbeiten, damit wir auch anderen Eltern zeigen können, dass es sich lohnt, mit Kind um die Welt zu reisen.

Das war sicher nicht die letzte große Reise, oder?

Nein, ganz sicher nicht. Es wird in den nächsten Jahren aber nicht mehr so einfach sein, denn sobald Darian in die Schule kommt, ist es für lange Zeit erst mal vorbei mit großen Reisen. Aber vielleicht haben wir ja auch in 20 Jahren noch einmal Lust, die Welt neu zu entdecken.

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