5 Orte und 3 Gründe für eine Backpacker-Reise durch Südwestchina
China gehört nicht zu den Ländern, über die du normalerweise auf Faszination Südostasien liest. Dass es heute eine Ausnahme gibt, hängt damit zusammen, dass der Südwesten des Landes sowohl kulturell wie auch geographisch sehr eng mit dem angrenzenden Südostasien verwandt ist.
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Für diesen Beitrag konnte ich Oliver Zwahlen als Autor gewinnen. Oliver, selbst ein bekennender Südostasienfan, lebte die letzten sechs Jahre in Peking und bereiste von dort aus die Region. Über seine Erfahrungen im bevölkerungsreichsten Land der Erde schreibt er auf seinem Chinablog sinograph.ch und teilweise auch auf weltreiseforum.com, seinem Blog über Backpacking-Reisen. Du findest ihn auch bei Facebook und Twitter.
Damit du siehst, was dich auf einer Reise durch Südwestchina erwartet, stellen wir dir heute fünf besondere Orte vor, die sich in relativer Nähe zu Myanmar, Vietnam und Laos befinden. Außerdem nennen wir dir drei Grüne, wieso es sich lohnt, Südwestchina zu besuchen. Aber nun übergebe ich das Wort Oliver:
Die fünf schönsten Ziele in Südwestchina
Tipp 1: Yangshuos bizarre Felsen und Reisfelder
Als ich nach Yangshuo reiste, wollte ich mir die Gegend nur kurz ansehen. Am Ende bin ich doch fast eine Woche geblieben. Das mag etwas erstaunen, denn auf den ersten Blick ist die Kleinstadt in der Nähe von Guilin nichts weiter als eine Touristenfalle, die mit Ramschläden für Besucher vollgestopft ist. Aber davon solltest du dich nicht abschrecken lassen: Insbesondere das Umland ist einfach atemberaubend schön.
Typisch für Yangshuo sind die bizarren Felsformationen, zwischen denen du ausgedehnte Fahrradtouren unternehmen kannst. Ist dir das nicht genug, bieten mehrere Anbieter Bootstouren auf dem Li-Fluss an oder du gönnst dir eine Floßfahrt auf den kleinen Kanälen. Wenn du über das nötige Budget verfügst, ist bestimmt auch eine Fahrt im Fesselballon eine phantastische Sache.
Die Hauptattraktion sind jedoch die Karstberge, die du teilweise besteigen kannst. Ebenfalls empfehlenswert ist es, eine der Höhlentouren zu buchen, die in der Regel in einem Schlammbad enden. Und wenn du abends genug vom Sightseeing hast, suchst du dir eine Bar und unterhältst dich bis in die frühen Morgenstunden mit den hauptsächlich einheimischen Touristen.
Tipp 2: Die Reisterrassen von Longsheng
Nur wenige Kilometer nördlich von Guilin befinden sich die bekannten Reisterrassen von Longsheng. Die Reisfelder ziehen sich an den Hängen entlang vom Tal bis in luftige Höhen und überwinden dabei Höhenunterschiede von mehreren hundert Metern. Besonders schön ist die Region im Spätsommer, wenn die Reissetzlinge in sattem Grün leuchten.
Es gibt es eine Reihe von malerischen Holzdörfern der Yao-Minderheit. Am populärsten ist Pingan, das am besten erschlossen ist, aber auch die meisten Besucher anzieht. Als China-Anfänger ohne Sprachkenntnisse solltest du zuerst diesen Ort anvisieren. Es ist möglich, von dort aus auch die weniger bekannten Dörfer zu besuchen.
Ab Yangshuo oder Guilin werden Tagestouren hierher angeboten. Sie sind in der Regel recht günstig und erleichtern dir die etwas mühsame Anreise. Trotzdem empfehle ich, die Reisterrassen auf eigene Faust zu erkunden und in einem der Dörfer zu übernachten. Denn die schönste Stimmung erlebst du jeweils bei Sonnenuntergang: Dann spiegelt sich der Feuerball in den bewässerten Feldern und bringt ganze Berge zum Glühen. Die Unterkünfte sind zwar meist sehr einfach, dafür aber liebevoll ausgestattet.
Tipp 3: Grau in grau in der Steinstadt von Yangmei
Historische Substanz findest du in China selten. Die meisten Städte wurden in den letzten 50 Jahren radikal modernisiert. Eine löbliche Ausnahme bildet Yangmei, das du im Bus in etwa zwei Stunden ab der Provinzhauptstadt Nanning erreichst – einem Ort, den du mit größter Wahrscheinlichkeit auf dem Weg von oder nach Vietnam ohnehin passierst.
Was kannst du in Yangmei sehen? Die wichtigste Sehenswürdigkeit ist das Dorf selbst. Es vermittelt dir einen schönen Eindruck, wie China früher ausgesehen hat. Denn die Häuser stammen zum überwiegenden Teil aus der Ming- und Qing-Dynastie und sind somit mehrere hundert Jahre alt. Du kannst einige der Häuser besuchen, in den Gässchen spazieren oder einen Ochsenkarren mieten und dich darin durch die historischen Straßen kutschieren lassen.
Das Dorf ist ein Geheimtipp, zumindest unter westlichen Reisenden. Chinesische Touristen besuchen den Ort schon lange. Deswegen noch ein paar Tipps: Ich hab damals den Bus vor dem Hauptbahnhof in Nanning genommen. Das ist die praktischste und günstigste Variante. Dank aber daran, dass der letzte Bus schon gegen 16 Uhr losfährt und dass es in Yangmei nur wenige Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Etwas gemütlicher ist die Anreise im Boot ab dem Minsheng-Hafen in Nanning. Yangmei liegt etwa 10 Kilometer westlich vom Stadtzentrum.
Tipp 4: Trekking durch die Tiger-Sprung-Schlucht
Eine der bekanntesten Wanderungen in Südwestchina ist die durch die Tiger-Sprung-Schlucht (engl. Tiger Leaping Gorge). Sie dauert zwischen zwei bis drei Tage und führt über abenteuerliche Trampelwege zu einer engen Schlucht, welche der Legende nach ein Tiger mit zwei Sätzen überwunden haben soll. Den Felsen, wo er angeblich zum zweiten Sprung anhob, kannst du heute noch sehen.
Doch für dich ist vielleicht ein anderer Aspekt wichtiger: Misst man an der engsten Stelle den Unterschied vom tiefsten Punkt zum höchsten, dann ergibt sich ein Höhenunterschied von rund 3.900 Metern, womit du hier die tiefste Schlucht der Welt durchwanderst. Das Beste ist jedoch: Da die Wege einigermaßen klar markiert sind und es unterwegs Unterkünfte gibt, kannst du die Wanderung problemlos alleine und ohne Führer zurücklegen.
Mit anderen macht es allerdings mehr Spaß. Deswegen solltest du auf dem Weg zur Schlucht ein paar Tage in den kleinen Minderheitenstädtchen Dali und Lijiang bleiben, wo du bestimmt jede Menge andere Reisende findest, die ebenfalls die berühmte Wanderung alleine unternehmen wollen.
Tipp 5: Sanya, der chinesische Badeort
Wenn du genug hast von Minderheitendörfern und dich nach dem Meer sehnst, solltest du dich auf den Weg nach Hainan machen. Zwar ist China nicht gerade für Badeurlaub bekannt, doch insbesondere die Strände rund um Sanya lassen sich sehen. Einige Bilder und eine Reportage findest du auf meinem Blog.
Insgesamt ist Sanya hauptsächlich auf chinesische Pauschalurlauber eingerichtet, was dir die Möglichkeit bietet, Land und Leute noch besser kennenzulernen. Am bekanntesten (und schönsten) ist die Yalong-Bucht, wo sich allerdings ein Ressort ans andere reiht. Wenn du aber ein paar Buchten weiterfährst, kannst du sogar relativ einsame Strände finden. Backpacker kommen am besten in Dadonghai unter, wo es einige günstige Hostels und abseits der Hauptstraßen auch tolle Restaurants gibt.
Drei Gründe für eine Backpackerreise nach Südwestchina
Grund 1: Überwinde die Grenze in deinem Kopf
In den Augen vieler Südostasienreisenden stellt die Grenze zu China ein unüberwindliches Hindernis dar. Natürlich befindet sich zwischen dem Reich der Mitte und den Ländern Südostasiens eine Grenze, doch ist sie bei weitem nicht diese doppelt gezogene Linie, als die du sie dir vielleicht vorstellst.
Insbesondere die Landgrenze von beziehungsweise nach Laos und Vietnam ist sehr leicht zu überqueren und für Backpacker vollkommen unproblematisch. Schwieriger wird es, China mit Myanmar zu verbinden. Auch hier ist die Einreise auf dem Landweg unter Umständen möglich, aber die Bestimmungen verändern sich regelmäßig.
Noch weniger von der Grenze merkst du jedoch in kultureller und geographischer Hinsicht. Xishuangbanna, der südliche Zipfel der Provinz Yunnan, wird nämlich von den Dai bewohnt. Wie der Name bereits vermuten lässt, ist diese chinesische Minderheit sehr eng mit den Thais verwandt. Sie sprechen fast die gleiche Sprache, essen ähnliche Speisen und feiern die gleichen Feste. Auch die Region, in der sie leben, hat ein feuchtheißes Tropenklima wie weite Teile Südostasiens. Will heißen: Wenn du Thailand und Laos magst, solltest du eigentlich auch an Südwestchina Gefallen finden.
Grund 2: Südwestchina passt in die Route von Langzeitreisenden
Zugegeben: Nicht jeder ist Langzeitreisender. Aber wenn du es bist und ohnehin planst, Laos und Vietnam zu besuchen, dann solltest du dir vielleicht überlegen, den Umweg über Yunnan und Guangxi zu machen.
Das chinesische Visum erhältst du auch, wenn du bereits in Südostasien unterwegs bist. Bangkok gilt als gute Adresse für den chinesischen Sichtvermerk. Aber auch in Laos und Vietnam solltest du die Einreise noch organisieren können. Umgekehrt erhältst du das Visum für Vietnam und Laos auch in den beiden chinesischen Städten Nanning beziehungsweise Kunming in den jeweiligen Konsulaten.
Die wichtigsten Grenzübergänge führen dich von Hanoi nach Nanning beziehungsweise von Xishuangbanna nach Luang Prabang. Wenn du dir die oben genannten Orte einmal auf der Karte anschaust, siehst du, dass sie dir eine recht günstige Route ermöglichen.
Grund 3: Südwestchina ist unglaublich preiswert
Über die Preise in Südostasien muss ich dir nicht viel erzählen. Dass du wohl in kaum einem anderen Land der Welt so viel für so wenig bekommst wie in Thailand oder Laos, ist dir sicherlich längst bekannt. Weniger geläufig sind dir vielleicht die Preise in China.
Während die Metropolen im Osten des Landes längst nicht mehr so billig sind wie früher, kostet eine Reise durch Südwestchina kaum mehr als das, was du aus Thailand oder Laos gewohnt bist. Ein paar Beispiele gefällig? In Dali findest du auch heute noch ein Bett in einem Massenschlafsaal für weniger als zwei Euro. Nudeln an einer Garküche am Straßenrand kriegst du locker für 20 Cents, ein Gericht in einem einfachen chinesischen Restaurant ab 1,50 Euro. Die 5-stündige Busfahrt von Kunming nach Dali solltest du für etwa 15 Euro bekommen.
Kannst du dir vorstellen, auch mal nach China zu fahren? Oder warst du sogar schon mal da?