Wutausbruch und schlechte Laune – wo ich auf Reisen in Südostasien mein Gesicht verlor.

Die Botschaft für die Daheimgebliebenen ist klar: „Ich bin im Urlaub, alles super hier. Jetzt bitte neidisch sein!“ Doch hinter der Fassade der Facebook-Timeline ist nicht immer alles rosig. Hier erfährst du, zu welchen Anlässen ich es in Thailand & Co. nicht mehr geschafft habe, meinen Ärger hinter einem Lächeln zu verbergen.

Als die Einsicht zum ersten Mal kam, war ich erstaunt. Doch beim Backpacking in Südostasien bin ich tatsächlich ein anderer Mensch. Hier ertrage ich Bahnverspätungen als das Normalste auf der Welt, und finde es witzig, dass der Bus erst losfährt, wenn er voll ist. Und selbst Sicherheitsbedenken im Hinblick auf den technischen Zustand des Fahrzeugs werden mit einem „same-same-but-different“-Schulterzucken abgetan.

Und dabei bin ich offensichtlich in guter Gesellschaft. Auch die meisten anderen Touristen aus meiner Heimat verhalten sich so. Zuhause starrt jeder miesgelaunt in Bussen und Bahnen vor sich hin, doch dieselben Menschen benehmen sich hier ganz anders. Freundlich, fröhlich, offen.

Und das ist ja auch gut so. Ein Urlaub bietet neben Entspannung die Möglichkeit, einmal über seinen Alltag daheim nachzudenken. Ist es wirklich richtig, so durch das Leben zu hetzen? Und worüber regt man sich da überhaupt den ganzen Tag auf? Die Schlange im Supermarkt, den Straßenverkehr, schlendernde Leute im Bahnhof …

Mit dem nötigen Abstand kommt einem manches davon fast peinlich vor. Mal wieder wird damit begonnen, sein Leben zu ändern und sich vorzunehmen, in unangenehmen Situationen künftig gelassener zu reagieren.

Letzteres wird gerade in den Ländern Südostasiens auch erwartet. Konflikte werden hier nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen. Wer sich vor Anderen streitet oder Ärger offen zeigt, gilt als rüde und verliert sein Gesicht. So lautet zumindest die eindringliche Warnung in deinem Reiseführer. Stattdessen helfe viel mehr ein Lächeln, um die Situation zu meistern.

Soweit zur Theorie.

Und was habe ich gelächelt in den mehr als zwei Jahren meines Lebens, die ich bisher in Südostasien unterwegs war. Gute Mine zum bösen Spiel in Perfektion.

Doch gerade wenn du länger in Ländern wie Thailand, Indien oder Kambodscha unterwegs bist, kann es irgendwann mal zu dem Punkt kommen, am dem du ausflippst. Dabei ist es oft gar nicht der konkrete Fall allein, sondern die Summe der Dinge, der vielzitierte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Dann ist es nicht mehr möglich, zum 100. Mal zu lächeln, wenn du freundlich strahlend angelogen wirst, du überhöhte Preise zahlen sollst, oder dir Äpfel für Birnen verkauft werden.

Nachfolgend blicke ich zurück auf acht Tage, an denen ich in Südostasien mein Gesicht verlor.

Hinweis: Die Reihenfolge der Ereignisse ist zufällig gewählt und entspricht nicht etwa den Werten meines damals gemessenen Blutdrucks.

Thailand: Lügenmärchen und ein gezücktes Messer

Nach ein paar Tagen auf der Insel Koh Lipe fahren wir weiter nach Koh Lanta. Dafür wurden uns zuvor verschiedene Optionen angeboten. Wir hätten ein Boot zurück zum Festland und von dort eine Fahrt mit dem Minibus buchen können, wir entschieden und jedoch für die etwas teurere Variante des Fährunternehmens Tiger Line. Hier kannst du die gesamte Strecke nach Koh Lanta mit dem Schiff fahren und passierst dabei noch einige malerische Inseln.

Das Boot ist zum Start am Morgen nur mäßig gefüllt und wir machen es uns bequem. Nach einer guten Stunde erreichen wir Hat Yao. Ein paar Fahrgäste steigen hier aus, die meisten bleiben jedoch an Bord. Eine Viertelstunde später kommt jemand von der Besatzung und sagt uns, dass wir außerplanmäßig umsteigen müssten. Irritiert sammeln wir unsere Sachen ein, steigen aus und setzen uns auf eine Hafenmauer.

Danach tut sich nichts mehr. Ewigkeiten vergehen und noch relativ gelassen beobachte ich die einsetzenden Diskussionen. Einige Familien, die mit kleinen Kindern unterwegs sind, wollen etwas genauer wissen, wann es endlich weitergeht. Nach etwa zwei Stunden erfahren wir, dass das Boot angeblich kaputt sei, dafür aber bald Minibusse kommen, die uns nach Koh Lanta bringen.

Die ersten Fahrgäste versuchen, auf eigene Faust ein Taxi zu organisieren, was jedoch nicht gelingt. Die Frau vom Tiger Line Büro zeigt sich unterdessen nicht sehr kooperativ. Sie könne nichts dafür, ihr Boss hätte das alles so entschieden, lautet die Standardausrede.

Als ein Kanadier darum bittet, dann doch mal mit ihrem Boss sprechen zu können, ruft sie irgendeine Nummer auf ihrem Handy an, und muss dabei schon während des Wählvorgangs lachen. Die Person am anderen Ende entpuppt sich als Freundin, die gar nicht weiß, worum es überhaupt geht, und natürlich auch nicht weiter helfen kann.

So langsam eskaliert die Situation. Inzwischen haben wir erfahren, dass wohl öfter technische Defekte vorgeschoben werden, wenn die Tiger-Line-Boote schlecht gefüllt sind. Wieder vergeht eine Stunde.

Die Familienväter machen nun mobil, wollen endlich klare Informationen. Kurz danach löst sich der Kanadier aus der diskutierenden Menschentraube und kommt blass auf uns zu. »Be carefull«, sagt er. Ein Mitarbeiter der Tiger Line Crew habe ihn gerade mit dem Messer bedroht und aufgefordert, still zu sein. Ich blicke zur Fähre. Ein Bootsmann mit orangefarbenem T-Shirt blickt aggressiv und herausfordernd in unsere Richtung. Jetzt besser nichts mehr sagen.

Wenig später werden wir dann abgeholt. Doch die Minibusse entpuppen sich als Songthaews, das sind Autos, die zwei Bänke auf der Ladefläche haben. Eine junge Mutter fängt an zu weinen und nimmt nun doch das zeitgleich aufgetauchte Taxi. Wir setzen uns genervt hinten drauf, atmen Abgase und rasen nach Koh Lanta. Dort kommen wir mit über drei Stunden Verspätung an. Der Mitarbeiter des Tiger-Line-Büros, vor dem wir rausgelassen werden, weigert sich, uns zumindest einen Teil der Fahrtkosten zu erstatten. Wir seien ja schließlich angekommen. Tiger Line? Nie wieder.

Indien: Delhis dreistester Rikscha-Fahrer

Delhi International Airport, 21:00 Uhr. Nach einer Rundreise sind wir einen Tag früher als erwartet in Indiens Hauptstadt angekommen. Es besteht noch die Möglichkeit, am selben Tag nach Thailand weiterzufliegen, was eigentltlich für den nächsten Tag geplant war. Ein Ticket habe ich zwar noch nicht, doch vielleicht kann ich eins in letzter Minute kaufen. Es sind nur gut zweieinhalb Stunden bis zum Abflug, daher hetzen wir zum Gepäckband und danach aus dem Gebäude. Es gibt in Delhi einen Shuttle-Service vom nationalen zum internationalen Terminal, doch ein entsprechender Bus ist weit und breit nicht zu sehen und die Zeit verrinnt. Motor-Rikschas fahren vorbei, die Fahrer werfen uns Phantasiepreise zu, während sie ständig am Gaszug ihrer Fahrzeuge spielen. Schließlich gebe ich nach. Wir erklären dem Fahrer, dass wir ganz schnell zum internationalen Terminal wollen, weil dort unser Flug geht. Er weiß nicht, dass wir kein Ticket haben. Dem Wucher-Preis von 400 Rupien stimme ich zu, denn wenn wir dadurch die Übernachtung sparen, war es das wert.

Wir knattern los und entfernen uns erstmal ein Stück. Erste Zweifel kommen auf. Und dann – unfassbar – zeigt uns der Fahrer Hotels in der Nähe des Flughafens, in denen er uns einen guten Preis für ein Zimmer anbieten könne. Ich atme tiefe ein und gebe ihm zu verstehen, dass er jetzt lieber ganz schnell zum internationalen Terminal fährt.

Nachdem wir ein paar Minuten durch die Gegend getuckert sind, setzt er uns an einer Bushaltestelle ab. Auf meinen verständnislosen Blick entgegnet er, die Zufahrt zum Terminal sei für Rikschas gar nicht gestattet. Ich frage bei den Busfahrern nach, die mir das bestätigen. Wir wurden von Anfang an verarscht.

Ohne den Fahrer eines weiteren Blickes zu würdigen, laden wir unsere Rucksäcke aus und gehen los. Er kommt hinterher und will sein Geld. Dann wird es laut. Sehr laut.

Innerhalb kürzester Zeit kommen andere Inder hinzu und lauschen neugierig den aufgeregten Ausführungen von mir und ihm. Ein älterer Mann schreit den Rikscha-Fahrer an und sagt mir, ich solle ihm maximal 100 Rupien geben. Das mache ich schließlich auch. Er nimmt den Schein und schleicht sich davon, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.

Wir fahren dann mit dem Bus zum Terminal. Für das Ticket ist es aber schon zu spät. Meine schlechte Laune lasse ich an ein paar Schleppern aus, die mir Hotels, Taxifahrten und Touren verkaufen wollen.

Laos: Beschämendes auf dem Mekong

Früh morgens im thailändisch-laotischen Grenzort Houay Xay. Am Tag zuvor haben wir von Thailand kommend die Grenze überquert und wollen nun weiter nach Luang Prabang. Wir buchen eine zweitägige Bootsfahrt auf dem Mekong mit Übernachtung auf halber Strecke. Reiseführer preisen die Tour als reizvoll und bei Backpackern ist sie sehr beliebt.

Wir sind die ersten Touristen, die morgens am Boot ankommen. Lediglich etwa 10 bis 15 Laoten haben bereits ihre Plätze eingenommen. Nach und nach setzen Minibusse weitere Urlauber am Anleger ab. Das geht eine ganze Weile so. Und selbst als das Boot bis fast auf den letzten Platz gefüllt ist, kommen immer mehr Mitreisende an.

Als der Ticketkontrolleur darauf angesprochen wird, dass es bereits recht voll ist, kommt er an Bord. Er versucht durch Umsetzen von Leuten und die Aufforderung, alle müssten näher zusammenrücken, weitere Plätze zu schaffen. Als das nicht mehr weiterhilft, weist er die Einheimischen an, ihre Stühle zur Verfügung zu stellen. Die Laoten werden in den hinteren Bereich des Schiffs geschickt. Ein paar skeptische Touristen folgen ihnen und entdecken, dass die Leute im stinkenden und lärmenden Maschinenraum auf dem Boden sitzen sollen. Die Empörung ist groß. Ein Teil der Backpacker, die noch am Ufer stehen, weigert sich einzusteigen. Sie fordern ein zweites Schiff und gute Beförderungsbedingungen für alle.

Der Typ vom Bootsunternehmen rastet in Anbetracht des unerwarteten Touristen-Sitzstreiks völlig aus, schreit rum und versucht, die Leute mit Gewalt an Bord zu ziehen. Auch ich koche inzwischen innerlich. Kurz danach kommt er rein und brüllt, dass wir jetzt losfahren. Wer nicht mitwill, solle halt aussteigen. Es wäre ihm scheißegal, aber heute gebe es kein zweites Boot. So steigen dann doch alle ein. Die Stimmung ist im Keller.

Willkommen in Laos, denke ich mir.

Übrigens: Am nächsten Morgen wartete dann ein weiteres Schiff am Anleger in Pak Beng. Warum nicht gleich so?

Vietnam: Das stinkende Zimmer in Hoi An

Im Hinblick auf das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Unterkünften belegt Vietnam einen Spitzenplatz in Südostasien. Für gut zehn Dollar gibt es vielerorts bereits ein sauberes Zimmer mit Fernseher, Kühlschrank und Klimaanlage.

Während einer längeren Reise komme ich einen Tag vor meinem Geburtstag nach Hoi An. Zur anstehenden Feier will ich mir etwas gönnen. Für etwa 30 Dollar checken wir in ein Hotel mit schönen Zimmern und Swimmingpool ein. Mit etwas Luxus ins neue Lebensjahr, warum nicht?

An der Rezeption wird uns gesagt, dass der Raum gerade noch gereinigt werde, wir ihn uns aber trotzdem schon mal ansehen können. Der Boden ist nass, zwei Putzfrauen wirbeln umher und es riecht stark nach Reinigungsmitteln. Doch auf den ersten Blick sieht alles gut aus. Wir einigen uns darauf, dass wir erstmal was essen gehen und danach den Raum beziehen.

Als wir zwei Stunden später zurückkommen, fallen wir fast rückwärts wieder raus. Die Fenster sind zu und der Geruch vom Putzmittel ist verflogen, dafür stinkt unser Zimmer nach Schimmel. Und in der Tat sahen wir einige Flecken an den Wänden und Decken.

Natürlich reklamieren wir sofort, jedoch wird uns gesagt, dass nichts mehr frei sei und wir ja einfach eine Nacht dort schlafen können, und dann am nächsten Tag ein anderes Zimmer bekommen.

Darauf lassen wir uns allerdings nicht ein. Das Ergebnis: Ein paar Stunden vor meinem Geburtstag habe ich noch keine Übernachtungsmöglichkeit, zudem will der Typ an der Rezeption zehn Dollar von uns, weil sein Schimmel-Zimmer ja zwei Stunden für uns geblockt gewesen war. Logischerweise habe ich da eine andere Meinung.

Während wir noch diskutieren, preist sein Kollege das Zimmer bereits wieder zur Vermietung an. Davon raten wir den Neuankömmlingen natürlich vehement ab, was auch nicht gerade dazu beiträgt, die Situation zu beruhigen.

Letztendlich bekommen wir unser gesamtes Geld zurück und finden in der Nachbarschaft eine schöne Unterkunft.

Myanmar: Die endlose Reise im viel zu kleinen Bus

In Myanmar hatte ich vier Wochen gute Laune. Auch an diesem Morgen ist anfangs alles nett.

Wir wollen vom Inle Lake nach Bagan und stehen um 5 Uhr wie verabredet an einer Haltestelle in der Nähe von Nyaungshwe und warten auf den Bus. Wir erfahren, dass dieser in einer anderen Stadt gestartet ist und wir hier lediglich zusteigen. Ich habe bereits ein schlechtes Gefühl, und als es endlich losgeht, sind wir 45 Minuten verspätet.

Der Bus ist schon bei der Ankunft voll beladen und jede Menge Menschen sitzen drin. Immerhin werden die von uns reservierten Plätze artig geräumt und ich freue mich, dass ich den Platz am Eingang habe. So kann ich meine Beine ein wenig Richtung Treppe ausstrecken, was auch dringend nötig ist. In einer normalen Reihe hätte ich die Beine ungefähr 10 Zentimeter vor dem Knie absägen müssen, so wenig Platz ist hier.

Allerdings sind die Bänke mehr oder weniger aus Holz und alles andere als bequem. Und auch das mit dem Ausstrecken der Beine war mehr eine theoretische Überlegung meinerseits, denn schon bald werden überall Plastikhocker hingestellt, um weitere Sitzplätze zu schaffen. Immerhin fahren wir endlich und es geht ab in die Berge. Die Straße ist unterirdisch, 60 Kilometer in drei Stunden. Mit Mühe und Not überholen wir ein Fahrrad.

Nach einer kurzen Frühstückspause steht die Sonne schon hoch am Himmel, es ist heiß im Bus und mittlerweile ist alles um mich herum mit Plastikhockern ausgestattet. Der Mann neben mir hat seinen Arm auf meinem rechten Oberschenkel abgestützt. Ich sehe ein, dass er dazu keine Alternative hat. Auf meinem Knie liegt ein Kleinkind, das gerade von seiner Mutter gestillt wird.

Und alle paar Meter halten wir wieder an, obwohl der Bus doch schon voll ist. Mittlerweile gehen die ersten Leute aufs Dach, um sich dort eine Sitzgelegenheit zwischen dem Gepäck zu suchen. Seit etwa einer Stunde kann ich meine Beine keinen Millimeter mehr in irgendeine Richtung bewegen. Jetzt bloß keinen Krampf kriegen. Ich frage mich, ob irgendeiner der anwesenden Burmesen sich vorstellen kann, welche Höllenqualen wir mit unseren weichen, westlichen Wohlstands-Popos auf den harten Holzbänken ausstehen müssen. Und für Menschen, die größer als 1,80 Meter sind, sind die Busse völlig ungeeignet. Mittlerweile rutschen zudem die Reissäcke, die unter den Bänken abgestellt worden waren, immer weiter in den Fußraum, so dass der wenige Platz noch kleiner wird.

Mit der Zeit werden wir müde, aber an Schlaf ist nicht zu denken, da wir bei jedem Ein- und Ausstieg, also alle fünf Minuten, unsere Füße in Sicherheit bringen, damit nicht jemand drauftritt oder einen Stuhl daraufstellt. Der Busbegleiter, der auch die Tickets verkauft, stellt sich dabei besonders rücksichtslos an.

Nach seinem x-ten Versuch, mir mit einem scharfen Stuhlbein einen Zeh zu amputieren, schaue ich ihn so hasserfüllt an, dass die Burmesin in der Reihe neben mir einen Schreck kriegt und mich die folgenden 20 Minuten entsetzt anstarrt.

Wir sind kurz vor Bagan, als wir noch mal aufgehalten werden. Der Grund ist ein Checkpoint an der Straße, der nur für uns Touristen gemacht wurde. Ausländer wie wir müssen dort 10 US-Dollar bezahlen. Dabei handelt es sich um eine einmalige Gebühr, die wir dafür abtreten, um in den nächsten Tagen die archäologischen Stätten besuchen zu dürfen. Meine Laune ist zu diesem Zeitpunkt auf einem Jahrestiefststand. Obwohl ich weiß, dass der ganze Bus auf uns wartet, trödele ich rum, während ich die gewünschten Dollar aus dem Rucksack krame. Das ist mir jedoch schon wenig später selbst unangenehm. Kann ja niemand was dafür…

Kurz danach geht es weiter und wenig später ist der Höllenritt dann endlich vorbei. Die rund 250 Kilometer haben wir in etwas mehr als elf Stunden absolviert. In derselben Zeit fliegt ein Flugzeug von Düsseldorf nach Bangkok.

In Bagan tragen wir unser Gepäck 20 Minuten bis zum Hotel, weil wir uns nicht auf einen Preis für das Tuk-Tuk einigen können. Der Fahrer, der uns sagte, dass Benzin so teuer sei, fährt dabei die ganze Zeit neben uns her und fragt regelmäßig, ob wir nicht doch mitfahren wollen.

Kambodscha-Thailand: Das zerrissene Bus-Ticket

Bei einer langen Südostasien-Rundreise haben wir uns in Vietnam viele Kleidungsstücke schneidern lassen und auch sonst bereits einen ganzen Berg Souvenirs gekauft. Neben unseren Rucksäcken sind wir daher mit einigen weiteren Taschen unterwegs und ernten bereits amüsiert Blicke aufgrund der Gepäckberge. Nach einem Zwischenstopp in Kambodscha wollen wir einen Teil unserer Ladung in Bangkok für ein paar Wochen in einem Schließfach verstauen, bevor die Reise weiter geht.

Die letzte Etappe dorthin führt uns von Siem Reap nach Thailand. Wir gehen frühzeitig in Reisebüros und fragen dabei nach einem großen Bus mit Gepäckraum. Wir erklären, dass wir viele Taschen haben und auf keinen Fall mit einem Minibus fahren möchten.

Wie immer ist das natürlich alles „no problem“, wir müssten lediglich die etwas teurere Variante buchen. Irgendein VIP-Deluxe-Super-Bus würde unseren Wünschen entsprechen. Abgeholt werden sollen wir am nächsten Tag um 6:30 Uhr.

Pünktlich sitzen wir am Morgen danach mit unseren gepackten Taschen an der Rezeption – und niemand kommt. Um 7:00 Uhr ruft der Chef von unserem Hotel erstmals bei der Nummer auf dem Busticket an. Die Antwort: Wir sollen uns keine Sorge machen, bald würde jemand kommen.

Aber nichts tut sich. Nach weiteren Anrufen erscheint um kurz nach 8 Uhr ein Tuk-Tuk und sammelt uns auf. Wir fahren jedoch erstmal zu einem Reisebüro, wo ein Mann rauskommt und sich schildern lässt, wo wir überhaupt hinwollen. Er guckt skeptisch und bittet uns, ihm das Ticket zu zeigen. Anschließend gibt er dem Fahrer ein paar kurze Anweisungen, die wir nicht verstehen. Dann zerreißt er unser Ticket!

Ehe wir etwas sagen konnten, ich schnappe gerade noch ungläubig nach Luft, rasen wir los.

Nach etwa 15 Minuten erreichen wir einen vollbesetzten Bus, der auf freier Strecke am Rand steht. Wahrscheinlich war der Fahrer kurz zuvor angerufen worden. 50 Backpacker-Augenpaare schauen uns interessiert dabei zu, wie wir unseren Taschenberg in den Bus schleppen. Der Laderaum ist bereits voll und wir müssen alles mit zu unseren Plätzen nehmen. Als wir losfahren, sitzen wir getrennt voneinander auf schmalen Sitzen mit schweren Taschen auf unserem Schoß. Nach einer halben Stunde, die Wut hat sich gerade etwas gelegt, stoppen wir für eine 45-minütige Pause an einem Restaurant.

Später geht es weiter, doch nach etwa einer Stunde halten wir kurz vor der Grenze wieder an einem Restaurant. Mittagspause! Spätestens jetzt platzt mir der Kragen. Warum wir nicht noch die 10 Kilometer bis zu Grenze fahren, frage ich. Der Fahrer müsse eine Pause machen. „Haben wir doch gerade erst“, entgegne ich. Der Typ von der Agentur lächelt, ich raste aus.

Erst die teureren Tickets für keine Leistung, dann die Strapazen und nun der zweite Essensstopp in einer Stunde. Ich sage ihm, dass er aufhören solle, uns zu verarschen. Er tut so, als würde er nicht verstehen, wo mein Problem sei. Das Gespräch wird intensiver. Und lauter. Ich sehe die Blicke der anderen Leute aus dem Bus und mir wird klar, dass sich einige von ihnen schämen, weil sich da ein Tourist – gemeint bin ich – so aufspielt. Doch das ist mir egal, es macht mich nur noch wütender.

Später, nach ergebnisloser Diskussion, fahren wir weiter. An der Grenze müssen wir umsteigen, entgegen aller Versprechungen nun doch in einen Minibus. Der kommt dann auch nach 45 Minuten endlich, um uns einzusammeln. Als alle im Fahrzeug ihre Beine sortiert haben, fahren wir die Straße hinunter und stoppen nach der ersten Kurve an einem Restaurant. Zum Essen! Mir fehlt die Kraft, darauf noch irgendwie zu reagieren.

Später geht es dann weiter und irgendwann erreichen wir Bangkok – vier Stunden später als zugesagt, nach Einbruch der Dunkelheit und im strömenden Regen. Es sind so einige Cocktails auf der Khao San Road nötig, um die Laune wieder zu verbessern.

Malaysia: Endstation Kuala Terengganu

Bei einer Reise an Malaysias Ostküste wollen wir es an einem Tag von der Insel Tioman zu den Perhentian Islands schaffen. Wir hätten uns auch andere Optionen vorstellen können, aber da uns am Ticketschalter mehrfach auf Nachfrage versichert wurde, dass wir in jedem Fall noch die Nachmittagsfähre erreichen, entscheiden wir uns für diese Variante.

Der Bus fährt pünktlich los und kommt scheinbar gut voran. Doch beim Erfassen der Kilometer-Angaben auf den Straßenschildern in Kombination mit der voranschreitenden Zeit wird uns bald klar, dass wir es nicht schaffen werden. Es ist unmöglich, in Kuala Terengganu noch den Bus nach Kuala Besut und dann die Fähre zu erreichen.

Was mich ärgert, ist weniger die Tatsache, mal einen Anschluss nicht bekommen zu haben, als vielmehr die Selbstverständlichkeit, mit der uns was versprochen wurde, was gar nicht klappen kann. Kurzfristig überlege ich, den nächsten Bus zurückzunehmen, um mich zu beschweren, was nach tiefem Durchatmen aber auch keine Option ist.

Die Auswahl an Unterkünften in der Stadt ist überschaubar, so kommen wir im Ping Anchorage Travellers Inn unter. Das Hostel ist vom Reiseführer empfohlen. Die traurige Realität stellt sich jedoch in Form von schäbigen Zimmern dar, in denen es nur so von Mücken wimmelt.

Mit Ach und Krach und einigen Umbauarbeiten schaffe ich es zumindest, das eigene Moskitonetz anzubringen. Auf der Dachterrasse wollen wir den Tag anschließend wenigstens mit einem guten Essen ausklingen lassen.

Doch was passiert?

„Rice finish.“

Habe ich das wirklich richtig verstanden?

Ja, habe ich.

Das ist mir in Südostasien auch noch nie passiert, dass Reis ausverkauft ist. Aber manche Tage sind einfach verloren.

Thailand: Psychoterror von der Rezeption

Reisen beginnen und enden oft in Bangkok. So auch in diesem Jahr. Oft wohne ich in der Rambutree Road, einer kleinen Nebenstraße der Khao San Road. Sicherheitshalber haben wir vorab ein Zimmer im Sawasdee House gebucht. Der Laden ist sehr beliebt, was auch an dem riesigen Restaurant und der dazugehörigen Bar liegt, die rund um die Uhr geöffnet haben. Die Stimmung ist meist sehr nett, das Personal ist freundlich und hilfsbereit, nur die Chefin an der Rezeption hat Haare auf den Zähnen.

Zu dritt nehmen wir zwei Zimmer für mehre Tage. Da unsere Rückflüge Freitag am späten Abend anstehen, buchen wir ein Zimmer zusätzlich bis Samstag, um dort die Rucksäcke abzustellen und uns vor der Fahrt zum Flughafen noch mal umziehen zu können.

Wir sagen sogar an der Rezeption Bescheid, dass unser Freund seinen Rucksack ein paar Stunden bei uns abstellt. Die knappe Antwort lautet, dass so etwas nicht ginge. Er könne den Rucksack im Gepäckraum abstellen, aber in keinem Fall unseren Raum betreten. Sollte dies geschehen, würden wir unsere 1.000 Baht Kaution, die wir für den Schlüssel bezahlt haben, nicht wiederbekommen. Alles Diskutieren, Bitten und Streiten hilft nicht.

Also bringe ich seinen Rucksack in mein Zimmer, beobachtet von den kritischen Blicken der Rezeptionistin, die fortan jede unserer Bewegungen im Hotel kommentiert.

Als wir Stunden später zurück zum Sawasdee House kommen, stellt sich heraus, dass sie mich und meinen Freund – wir sehen uns ein wenig ähnlich – nicht auseinanderhalten kann. Als ich die Treppe hinauf gehe, um ihm seinen Rucksack zu holen, schmeißt sie demonstrativ die Kautionsquittung weg. Es folgen lautstarke Diskussionen, wer mit wem zusammen ist und in welchem Zimmer wohnt. Reisepässe werden verglichen, Videoaufzeichnungen analysiert und Buchungsbelege studiert. Am Ende gibt sie kleinlaut nach. Doch die Stimmung ist mittlerweile so eisig, dass die Klimaanlage abgestellt werden kann.

So, das war ein paar meiner Urlaubserlebnisse der besonderen Art. Wann ist dir auf Reisen mal der Kragen geplatzt?

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