Interview: Mit dem Rucksack durch Südostasien – von den 80ern bis heute

Kein Internet, kaum Reiseführer und im Fernsehen nur drei Programme? Willkommen in den 80ern. Wie war es damals möglich, Reisen nach Thailand, Indien oder auf die Philippinen zu planen? Wie halfen sich Backpacker untereinander und auf welche Situation trafen sie vor Ort? Ein Rucksacktourist erinnert sich.

Wenn Heino Hassler (57) Ende des Jahres seine Sachen packt und in den Flieger steigt, wird es für den Mitarbeiter des Fanprojekts Nürnberg die 34. Südostasienreise sein. Seit 1982 bereist er diesen Teil der Welt regelmäßig. Und damals waren Thailand und Co. auch noch wirklich weit weg.

Im Interview schildert Heino die Herausforderungen, die Backpacking in Südostasien bei seinen ersten Reisen mit sich brachte. Wo liegen die Unterschiede zwischen damals und heute? Was ist aus den Paradiesen von einst geworden und wie bewertet er diesen Wandel?

Kommt mit auf eine Zeitreise …

Interview: Südostasien in den 80ern

Reisen ist deine große Leidenschaft. Wie hat alles angefangen?

Meine Mutter arbeitete als Stewardess bei der Lufthansa und mein Vater war im Außendienst tätig. Somit war ich als Kind schon viel unterwegs. In frühester Jugend, als mich das Reisen bereits sehr faszinierte, habe ich aus einem Weltatlas mit Pauspapier einzelne Länder und Kontinente abgemalt. Zudem fing ich an, im Kursbuch der Deutschen Bahn Verbindungen zusammenzustellen.

Es war dann die logische Konsequenz, früh ohne Eltern zu verreisen. Bereits mit 17 Jahren war ich auf griechischen Inseln. Da werden Jugendliche heute wahrscheinlich drüber lachen, aber damals war es nicht so einfach, als Schüler nach Griechenland zu kommen. Zuerst fuhren wir nach West-Berlin, dafür mussten wir den Zug nehmen oder trampen. Und dann ging es weiter in die DDR nach Ost-Berlin. Von dort mit Interflug nach Athen zu fliegen, war die einzige Möglichkeit, die bezahlbar war.

Wann hast du deine erste Reise nach Asien gemacht?

Mit 26 hatte ich das Gefühl, Europa gesehen zu haben. Zusammen mit einem Freund kam ich zum Entschluss, dass wir jetzt mal etwas anderes machen müssen. Wir wollten weiter weg und überlegten, wo wir uns mit Englisch verständigen können. Schnell stand die Idee im Raum, nach Indien oder Sri Lanka zu fliegen. Und da wir damals nicht so viel Zeit für die Planung hatten, haben wir mit Sri Lanka – dem kleineren Land – angefangen. Das war 1982.

Auch wenn die Konflikte im Land damals bereits losgingen, konnten wir noch alles bereisen, auch wenn es hin und wieder Ausgangssperren gab. Wir waren auch in Tricomale und in Jaffna.
Insgesamt waren die Erfahrungen und Erlebnisse so positiv, dass wir direkt ein Jahr später wieder auf Fernreise gegangen sind.

Was war euer nächstes Ziel?

Im Folgejahr reisten wir nach Malaysia und Singapur, danach folgte Thailand. So fing bei mir alles an. Bis heute waren es 33 Urlaube, in der Regel länger als sechs Wochen, die ich in Asien verbracht habe.

Sukhumvit in Bangkok 1983 ohne Skytrain und Hochhäuser. Und wo sind die bunten Taxis?

Die ersten Reiseführer entstehen

Wie sah damals – viele Jahre vor Beginn des Internetzeitalters – die Reiseplanung aus?

Die Organisation war oft recht schwierig. Denn auch Reiseführer, wie man sie heute kennt, gab es noch nicht. Wir konnten nicht einfach in eine Buchhandlung gehen und uns mit Reiseliteratur eindecken. Das fing damals gerade erst an. Stefan Loose und Jens Peters gehörten zu den Ersten, die Reisehandbücher für Südostasien veröffentlichten. Von wenigen Ländern gab es mit der Zeit etwas, aber zu vielen Reisezielen war überhaupt nichts erhältlich. Das heißt, wir mussten anders an Informationen gelangen. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten haben damals schon hin und wieder Reportagen über ferne Länder gebracht. Ich habe mir damals einen Videorekorder gekauft und diese Berichte aufgenommen und archiviert. Immer wenn eine Reise anstand, sahen wir uns die Videos nacheinander an und schrieben die wichtigen Infos und Namen auf. Auf dieser Wissensgrundlage sind wir um die Welt gereist. Meist war es so, dass wir irgendwo in der Hauptstadt ankamen, uns dann vor Ort schlau machten und andere Reisende befragten. Der Informationsaustausch unter den Touristen war groß. Jeder hat erzählt, wo er bisher war, und was er dort erlebt hat. Vieles erkundeten wir aber auch komplett auf eigene Faust.

Heute sind Fernreisen etwas, das fast jeder macht, der es sich finanziell leisten kann. Aber wie war das früher? Wie haben Familie und Freunde reagiert?

Für die waren wir völlig aus der Welt. Wenn man damals richtig weit weg geflogen ist, dann war das nach Amerika oder vielleicht noch nach Australien. Aber andere Kontinente, das gab es nicht. Viele fragten, ob wir keine Angst hätten. Sie sagten, man würde uns bestimmt überfallen oder massakrieren. Für mich war dieser Sicherheitsaspekt nie ein Thema. Ich habe immer gesagt, dass alle Menschen erstmal grundsätzlich nett und freundlich sind. Das hat sich dann eigentlich im Laufe meines Lebens auch so bewahrheitet.

Es gibt ja auch Leute, die sich fürchten, abends in einer fremden Stadt ohne Unterkunft anzukommen. Doch das ging bei uns oft nicht anders. Heute bucht man die Übernachtungen vorab im Internet, nimmt sich ein Taxi vom Flughafen und alles ist wunderbar. Damals war das nicht so einfach. Doch selbst in Bombay haben wir es nachts um zwei Uhr noch geschafft, ein Hotel zu finden.

Bei eurer Rückkehr waren dann sicher alle sehr erleichtert?

Ja, natürlich, die waren alle sehr froh. Zumal sie meist lange nichts von uns gehört hatten. Kommunikationsmöglichkeiten waren in diesen Ländern eigentlich nicht vorhanden. Oft gab es nicht mal ein landesweites Fernsehen oder Radio, und Telefone waren eine Seltenheit. Wenn wir mal zuhause anrufen wollten, das taten wir höchstens zweimal pro Urlaub, mussten wir uns zu einer staatlichen Telefongesellschaft begeben. Dort warteten wir zwei bis drei Stunden, bis eine Verbindung durch einen Operator aufgebaut wurde. Für drei Minuten zahlten wir zwischen 30 und 35 Dollar. Daher riefen wir ganz selten an, und nur um kurz zu sagen, dass alles gut ist. Ab und an haben wir mal eine Postkarte geschrieben. Das war damals noch sehr üblich.

Heino im Beachcomber (Boracay)

Touristen halfen sich gegenseitig

Nur mit simplen Infos ausgestattet seid ihr in Südostasien angekommen. Wie habt ihr die Reiserouten entwickelt und Unterkünfte gefunden?

Sobald wir andere Touristen trafen, sind wir mit ihnen ins Gespräch gekommen. Jeder hat sich gegenseitig Tipps gegeben. Oft wurde daraufhin spontan die Route geändert. Und viele Infos waren wirklich Gold wert. Die Standardfragen waren: Wo warst du schon? Wie hat es dir gefallen? Wie kommt man da hin? Wo gibt es Übernachtungsmöglichkeiten?

Die Verständigung mit den Einheimischen war nicht immer einfach. Zum Beispiel in Burma, da waren wir bereits 1984, hat fast niemand Englisch gesprochen, maximal der Chef in einem Office. Aufgrund der dort eigenen Schriftzeichen waren für uns nicht mal die Zahlen lesbar. Das war alles sehr fremd, aber in irgendwie hat es immer geklappt.

Gab es auch Momente, an denen ihr nicht mehr weiter wusstet? Wo ihr euch gefragt habt, was ihr eigentlich hier macht und wie ihr je zurückkommen sollt?

Das gab es natürlich auch. Die meisten Länder waren zu dieser Zeit Militärdiktaturen. Dementsprechend wurden Touristen und Ausländer nicht gerade mit offenen Armen als Devisenbringer empfangen. Das war eher so, dass wir skeptisch betrachtet und für Spione gehalten wurden. In Burma gab es damals nur ein 7-Tage-Visum. Vor der Reise wussten wir gar nicht, wie lange alles dauert. Dass wir zum Beispiel für die paar Kilometer von Yangon nach Mandalay mit dem Zug 18 Stunden benötigen, das ahnten wir vorher nicht. So mussten wir mehrmals unsere Reiseroute umstellen, um rechtzeitig wieder zurück zu sein. Und dann haben wir jemanden getroffen, der uns einen Tagestrip mit dem Auto angeboten hat. Das fanden wir super, bis wir irgendwann feststellten, dass wir mitten im Khun Shan-Gebiet sind. Dort durften gar keine Ausländer hin, das hätte Festnahme und Gefängnis bedeuten können. Manchmal ging uns dann schon die Düse und wir haben gesagt, oh scheiße, hoffentlich geht alles gut.

Wie war der Kontakt zu anderen Touristen. Es war ja schon etwas Exklusives, wenn man da jemanden getroffen hat. Anders als heute im Touristenbus von Bangkok nach Siem Reap.

Es liegt in der Natur der Sache, dass die Leute, die damals gereist sind, weltoffen waren und Ahnung hatten. Ich will damit nicht sagen, dass die Leute heute keine Ahnung haben. Aber alles ist viel einfacher geworden und eine intensive Vorbereitung auf das Land nicht mehr zwingend erforderlich. In den 80ern war das eine Grundvoraussetzung, und jeder war im Rahmen der Möglichkeiten gut vorbereitet.

80 bis 90 Prozent aller Touristen führten eine Art Tagebuch. Infos zu Orten, An- und Weiterreise wurden dort erfasst. Wenn wir dann jemanden trafen, hat jeder sein Buch rausgeholt, es wurden Informationen nachgeschlagen und von der jeweils anderen Seite aufgeschrieben. Das war das Prinzip, nach dem wir gereist sind. Wenn man schließlich ein bestimmtes Ziel erreichte, war das immer ein Erfolgserlebnis, über das man sich freute.

Pannenstop in Mindoro 1988

Hohe Gastfreundschaft

Wie sah es damals mit den Unterkünften aus?

Es war längst nicht so einfach wie heute. Doch natürlich hat es auch in Südostasien immer Handel gegeben. Und wo es Handel gibt, da kommen Verkäufer, die Hotels benötigen. Somit gab es in großen Städten fast nie Probleme, auch wenn manche Unterkünfte nicht mal ein Fenster und nur eine Dusche für 20 Zimmer hatten.

Auf dem Land gab es meist keine Hotels. Was wir oft erlebten, zum Beispiel bei den Bergvölkern, war eine hohe Gastfreundschaft. Es war durchaus üblich, dass eine Familie ihre Hütte räumte oder wir gemeinsam in deren Schlafbereich übernachteten. Das waren in der Regel Stelzenhäuser mit integrierter Kochstelle und oft wurden wir auch noch verpflegt. Am nächsten Morgen haben wir dann als Dankeschön etwas im Laden gekauft oder ein wenig Geld da gelassen. Im Freien schlafen mussten wir nie.

Boracay
Abendstimung am leeren Strand von Boracay

Vor allem die traumhaften Strände locken heute viele Besucher nach Südostasien. Wie war es damals ohne touristische Infrastruktur?

Auf dem Staatsgebiet von Thailand dürfte es langsam schwierig werden, noch Inseln zu finden, wo es einen akzeptablen Strand aber keinen Massentourismus gibt. Damals war an vielen Orten keinerlei Infrastruktur. Auch die Strände waren nicht immer gut erreichbar. Oft mussten wir uns ein Fahrrad mieten. Dann sind wir ein paar Stunden hingefahren und nach einem schönen Tag abends wieder heim. Auch mit den Inseln war das so eine Sache. Manchmal mussten wir jemanden fragen, ob er uns da mit dem Boot hinfährt. Das wurde dann auch mal teurer. Die Menschen dort konnten sich übriges nicht vorstellen, dass sich jemand freiwillig in die Sonne legt. Die tragen Pasten auf, um sich zu schützen und nicht braun oder dunkel zu werden. Und ihnen dann zu erklären, dass wir genau umgekehrt gepolt sind, das war nicht einfach.

Fischernetze statt Liegestühle

Mit Versorgungsbooten auf die Inseln

Wenn Backpacker heute über „Thailand früher“ sprechen, ist immer wieder von den Fischerbooten die Rede, mit denen es damals zu den Traumstränden ging …

Ja, das war zu dieser Zeit ganz normal und oft die einzige Möglichkeit, überhaupt irgendwo hinzukommen. Selbst zu touristischen Zielen, wo es auch schon erste Unterkünfte gab, mussten wir mit den Versorgungsbooten fahren. Das war zum Teil mit langen Wartezeiten verbunden. Ich erinnere mich noch an Koh Chang. Demnächst soll da sogar eine Brücke hingebaut werden, aber früher war es so, dass noch nicht mal das Versorgungsboot ankern konnte. Es kamen kleine Beiboote, die uns aufgenommen haben.

Und ihr seid auch immer wieder abgeholt worden?

Wir waren natürlich schon so clever, dass wir erst bei der Rückfahrt bezahlten. Das war ein gutes Argument, uns nicht zu vergessen.

Heute gibt es Hotspots wie Koh Samui, Phi-Phi Island oder die philippinische Insel Boracay. Was ist dir von diesen Orten aus den ersten Jahren in Erinnerung geblieben?

Die angesprochenen Inseln waren natürlich nicht umsonst auch damals schon Hotspots. Die Strände dort sind einfach die schönsten. Wenn ich heute im Rückblick an Boracay denke, dann muss ich sagen, dass die Insel damals wirklich das Paradies auf Erden war. Es gab Hüten für acht Mark direkt am Strand. Außer ein paar Stunden mit dem Generator gab es keinen Strom, keine Autos und nur einen kleinen Weg in der Mitte. Man kann es sich nicht schöner vorstellen. Die anderen Backpacker waren so drauf wie man selbst. Abends in der Disco hat jeder eine Cassette abgegeben und der DJ hat das Beste daraus gemacht. Das war paradiesisch. Damals war ich bestimmt sieben- oder achtmal dort.

Boracay – das Paradies auf Erden

1983 auf Koh Samui

Wie sind deine Erinnerungen an Thailand?

Von allen Ländern haben sich die Hotspots in Thailand am schnellsten entwickelt. Mittlerweile verbringen jedes Jahr mehr als 500.000 Deutsche ihren Urlaub dort. Ich war 1983 das erste Mal auf Koh Samui. Damals gab es am Chaweng Beach nur drei kleine Anlagen mit jeweils etwa 10 Bungalows: das White House, den First Bungalow und das Munchies. Mehr gab es nicht. Nach dem Frühstück sind wir zwei Stunden am Meer entlang in eine Richtung gelaufen, und da war weit und breit niemand, keine Menschenseele. Heute ist da alles voll mit McDonalds und Burger King, das ist schon ein deutlicher Unterschied. Die Thais sind clevere und geschäftstüchtige Menschen. Mittlerweile leben solche Inseln komplett vom Tourismus. Damals gab es fast nur Fischer und Leute, die Kokosnüsse verarbeiteten. Aber auch bereits die Ersten, die sagten, hier könne man vielleicht ein paar Hütten anbieten oder ein Restaurant eröffnen. Natürlich gab es noch keine Speisekarte, sondern im Topf war nur das, was der Tag gerade hergab.

Das war damals sicher eine interessante und erlebnisreiche Zeit. Alles war neu und das Entdecken stand im Mittelpunkt des Reisens. Wie fühlst du dich heute, wenn du zu diesen Orten zurückkommst und den Wandel siehst? Fällt es dir manchmal schwer, das zu akzeptieren, oder findest du es auch irgendwie gut?

Wenn ich an meine Reisekontakte von damals zurückdenke, dann bin ich einer der wenigen, der das so akzeptiert. Die Welt bleibt nicht stehen. Das ist halt einfach so und das kann man nicht ändern. Es gibt Länder, die schlachten jedes touristische Ziel gnadenlos aus. Aber das machen die Thais eigentlich nicht. Außer Pattaya und ein bisschen auf Phuket kann ich mich nicht daran erinnern, dass Hochhäuser gebaut wurden. Es wird, abgesehen von Ausnahmen, immer versucht, die Hotelanlagen in die Landschaft zu integrieren. Natürlich gibt es überall Leute, die den Hals nicht vollkriegen.

Ich fahre heute noch gerne nach Koh Samui, auch wenn sich manches verlagert. Klar, nach Chaweng würde ich jetzt nicht mehr fahren, da hielte ich es nicht mehr aus. Aber es gibt sicher 18-Jährige, die sind heute noch im Green Mango, tanzen da bis morgens um 6 Uhr und finden alles klasse. Und das ist absolut in Ordnung so. Ich würde halt an andere Stellen gehen, die ehrlicherweise nicht so attraktive Strände haben, wo man aber trotzdem gut leben kann. Und wenn ich mal am Chaweng Beach baden möchte, fahre ich mit dem Moped hin. Das ist immer wieder ein Erlebnis. Aber dann ist es schön, wenn man abends wieder irgendwo hinkommt, wo alles noch relativ in Ordnung ist.

Kaum zu glauben: Das Bild entstand am Chaweng Beach auf Koh Samui

Wie war damals der Kontakt zu den Einheimischen, gerade wenn ihr euch von den Städten wegbewegt habt?

Vor allem die Kinder und Jugendlichen waren immer sehr interessiert. Wir wurden zum Beispiel gefragt, ob sie uns mal anfassen dürfen, weil sie wissen wollten, wie sich weiße Haut anfühlt. Manchmal wurden wir auf längeren Busfahrten aufgefordert, ein Lied aus unserer Heimat zu singen. Da hatten wir viel Spaß.

Die älteren Menschen waren eher nicht aufdringlich und zurückhaltend, aber die befragten uns auch. Heute haben sich die Menschen an Gäste aus fernen Ländern gewöhnt. Man muss schon in die abgeschiedenen Landesteile der Staaten reisen, die gerade erst am Anfang stehen, um so etwas noch zu erleben.

ATI-ATAHAN Fest in Kalibo/Panay

Mehr Komfort, weniger Abenteuer

Hat dir das Reisen damals besser gefallen oder war es einfach nur anders?

Das ist schwierig zu beantworten. Du müsstest jetzt eigentlich jemanden fragen, der heute so alt ist, wie ich es damals war. Denn wenn du älter wirst, bist du auch froh über die eine oder andere Annehmlichkeit. Ich denke zum Beispiel an Bus- und Bootsfahrten, auf denen ich neun Stunden lang nur 15 Zentimeter Beinfreiheit hatte. Damit würde ich mir jetzt schon schwerer tun als früher.

Auch die Boote waren nur für die kleineren und schmaleren Einheimischen ausgelegt, und nicht für den großen Farang. Bequeme Reisen waren daher eher selten, das ist nun nicht mehr der Fall. Aber natürlich war es damals aufregender und ein größeres Abenteuer. Heute weiß ich mit fast hundertprozentiger Sicherheit, wann ich am Zielort ankommen werde. Das war früher nicht so.

Was hat sich noch gewandelt?

Unser Flug damals von Deutschland nach Bali kostete 1.900 Mark. Das war zu dieser Zeit mehr Geld als heute 1.900 Euro. Mittlerweile kannst du für 600 Euro nach Bangkok fliegen und dann günstig weiter. Das ist schon ein Unterschied.

Dafür kosteten natürlich die Unterkünfte und das Leben früher nichts, alles war spottbillig. Durch den Massentourismus sind die Preise in den Ländern stark angestiegen. Allerdings hat sich auch der Komfort deutlich verändert. Jedoch muss man sich fragen, ob es wirklich sinnvoll war, den guten alten Bambusmattenbungalow abzuschaffen. Der war durch die vielen Ritzen und Fugen gut belüftet. Heute werden Betonhütten hingestellt und mit Holz versehen, damit die Leute denken, es wäre Naturmaterial. Aber das geht dann nicht mehr ohne Klimaanlage, weil sich der Beton aufheizt und es viel zu warm wird. Aus Sicht der Betreiber wird natürlich argumentiert, dass der Bambusmattenbungalow in drei bis fünf Jahren am Ende ist, während der Betonbau mindestens 20 Jahre hält.

Ich weiß, dass du immer auf der Suche nach neuen Zielen bist? Wo willst du noch hin?

Aus beruflichen Gründen konnte ich meist nur in der Zeit von Dezember bis Ende Februar Urlaub machen. Dadurch haben mich die klimatischen Begebenheiten etwas eingeschränkt. Klar kann man auch in der Regenzeit nach Sulawesi fahren, aber das würde ich nicht empfehlen, weil Straßen dann nicht passierbar sind. Wenn ich mal in Pension gehe, werde ich sicher die Ziele angehen, für die sich meine bisherige Reisezeit nicht so gut geeignet hat.

Ich versuche immer, möglichst viele neue Dinge zu entdecken. Was mich sehr begeistert hat, und wo ich nach meinem Besuch in den 80ern unbedingt noch einmal hin möchte, ist Burma. In den Jahren danach ist ständig wieder etwas dazwischen gekommen. Und jetzt wird das Land gerade von Touristen überrannt.

Was mir auch sehr gut gefällt ist Laos. Das ist ein Reiseziel, wo die Leute natürlich sind. Hier wird man noch als Mensch und nicht als Gelddruckmaschine gesehen. Da reise ich immer wieder hin. Und auch sonst gibt es viele schöne Orte, die man sich anschauen kann.

Mit dem Motorrad würde ich gerne mal eine große Südostasientour machen. Das geht ja mittlerweile. Früher gab es oft nur ein oder zwei Grenzstationen, an denen Touristen überhaupt passieren konnten. Das war dann oft mit Schwierigkeiten verbunden und die Einreise wurde verweigert. Heute ist alles etwas lockerer.

Früher bin ich schon mal mit einer geliehen Enfield in Süd-Indien herumgefahren. Das war toll. Indien, gerade den Norden, will ich mir auch noch ansehen.

Lieblingsziele

Was sind deine Lieblingsziele nach 33 Südostasien-Reisen?

Koh Lipe ist immer noch Traum. Leider ist die Insel zu klein für den Touristenansturm, und es wurden schon viele Sünden begangen. Aber vom Strand her ist das ein Highlight und der Fisch ist immer noch fangfrisch und nicht aus der Tiefkühlung, wie an vielen der vorher besprochenen Locations. Das Gleiche gilt für Boracay. Ich war in im Januar zum ersten Mal nach 16 Jahren wieder dort. Der Beach ist immer noch wunderschön, nur die ganzen 5-Sterne-Hotelanlagen und Fastfood Läden muss man ausblenden.

Was mir persönlich gut gefällt ist Phu Quoc in Vietnam. Auch dort ist alles schon etwas kommerzialisiert worden, aber es ist noch genügend Platz. Man darf sich nicht nur auf den Hauptstrand konzentrieren. Mit dem Motorrad kommt man leicht auch zu anderen schönen Stränden.

Empfehlen kann ich auch Palawan und die vorgelagerten Inseln vor Port Barton. Toll sind natürlich auch die 4.000 Islands auf dem Mekong in Süd-Laos.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

– Nachruf –

DANKE, Heino!

Am 11.03.2017, wenige Wochen nach seiner 37. Südostasien-Reise, verstarb Heino plötzlich und unerwartet. Einen Monat zuvor hatten wir noch gemeinsam in Thailand am Strand gesessen.

Es war unsere gemeinsame Liebe zu Südostasien, die uns immer wieder zusammengeführt hat – auch wenn wir uns auf all unseren Reisen leider viel zu selten begegnet sind.

Heino, mach's gut! Danke für all deine Tipps und die Unterstützung.

Du fehlst mir sehr.

Der Hauptweg auf Boracay in den 80ern

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