Geht auch ohne Hausboot: in Keralas Backwaters auf Tour

29 Seen, 44 Flüsse und rund 1.500 Kilometer Wasserstraßen - das ist das fruchtbare Hinterland der Malabarküste im südindischen Bundesstaat Kerala. Eine Bootsfahrt hier ist ein Erlebnis - und mit der Fähre fast kostenlos.

Was habe ich mir im Vorfeld Gedanken gemacht. Die Vorfreude auf die Backwaters war geprägt von Zweifeln und immer neuen Recherchen. Welche Strecke? Welcher Anbieter? Was darf das alles kosten? Und dann kommt es am Ende ganz anders als erwartet.

Reisebericht Backwaters

Ausgangspunkt ist die Stadt Kottayam. Nach der Ankunft muss ich leider feststellen, dass aufgrund einer Großveranstaltung im örtlichen Stadion alle Hotels ausgebucht sind. Egal, wo wir mit der Autorikscha halten, die Antwort ist immer dieselbe.

Mit der Zeit wird es ungemütlich. Zwar fahren in so einem kleinen Gefährt wundersamerweise problemlos zehn Inder. Doch bei drei Backpackern mit schwerem Gebäck wird´s eng. Die Lösung im Touristen-Tetris lautet: ein Rucksack hinter die Köpfe, zwei quer über unsere Beine, passt!

Das sieht wohl ganz lustig aus, wenn wir die Reaktionen der Inder, an denen wir vorbeifahren, richtig deuten. Wir selbst können uns kaum noch bewegen, als der Fahrer die nächste Tankstelle ansteuert, um erst mal Luft in die drei Reifen zu pumpen. Mit mehr Druck geht es dann weiter, eine Unterkunft finden wir jedoch trotzdem nicht und so langsam wird es dunkel.

Von Kottayam nach Kumarakom

Nach kurzer Diskussion und einigen Telefonaten entscheiden wir uns für eine Fahrt ins 16 Kilometer entfernte Kumarakom. Dort wollen wir sowieso am nächsten Tag einen Vogelpark besichtigen.

Die letzten fünf Kilometer sind eine Schotterpiste mit mehr Schlaglöchern als Straße. Der Verkehr, der auch hier nicht gerade spärlich fließt, sucht sich seinen Weg. Rechtsverkehr, Linksverkehr, es ist kein System mehr zu erkennen. Die Rucksäcke auf den Beinen werden zur Qual, die Blase drückt, doch dann sind wir endlich da. Ein kleines Hotel am Rande einer Wasserstraße wird für eine Nacht unser Zuhause.

Alle Vögel sind schon weg

Am nächsten Morgen stehen wir sehr früh auf. Der Grund ist ein Ausflug in den nah gelegenden Kumarakon Bird Sanctuary. Auf dem fünf Hektar großen Gelände machen viele Zugvögel Station. Das wollen wir uns mal ansehen.

Der Linienbus hält direkt vor unserer Tür. Da wir jedoch nicht wissen, wo wir raus müssen, und uns auch niemand versteht, fahren wir erstmal ein ganzes Stück zu weit. Wir steigen aus und nehmen den Bus aus der Gegenrichtung zurück.

Dann – endlich – finden wir den Park und stellen fest, dass die Vögel wohl heute frei haben oder sonst wie verhindert sind. Zumindest sehen wir auf der zweistündigen Wanderung fast keinen Vogel. Auf unserer unfreiwilligen Bus-Rundfahrt hatten wir zuvor Tausende gesehen, und zwar in allen Farben und Größen. Etwas ernüchtert steigen wir in den Bus heim zum Hotel.

Fahrt mit der Fähre

Nach dem Frühstück geht es dann zurück nach Kottayam, von wo aus wir die Fähre nach Allepey (Alappuzha) nehmen. Wir zahlen 11 Rupien (ca. 18 Cent) für die dreieinhalbstündige Fahrt. Da wir frühzeitig am Anleger sind, können wir uns ganz vorne auf die Plätze mit der besten Aussicht setzen.

Die Fährroute gilt als eine der schönsten Strecken durch die Backwaters, eine der Hauptattraktionen in Kerala. Das Binnengewässer besteht aus einem riesigen Netz aus Flüssen, Kanälen und Seen.

Nachdem das Boot gestartet ist, erhalten wir erste Einblicke in das Leben der Menschen hier. Frauen waschen im Wasser die Wäsche, während Kinder daneben fröhlich plantschen. Wir fahren wenige Meter entfernt vorbei und halten immer wieder an irgendeinem Baum, um Fahrgäste aufzunehmen. Wir merken schnell, wie wichtig diese Verbindung für die Bewohner ist. Wir nutzen die Fahrt zum kostengünstigen Backwaters-Sightseeing, doch für alle anderen an Bord ist die Fähre ein alltägliches Transportmittel.

Beeindruckende Landschaft, viel Verkehr auf dem Wasser

An den Ufern befinden sich Reisfelder, Palmen und hin und wieder kleine Ortschaften. Die Bewohner dieses Landstrichs erledigen ihre täglichen Geschäfte statt mit Autos oder Motorrädern auf kleinen Booten.

Später werden die Wasserflächen größer. Statt Menschen haben sich hier Vögel im Uferbereich angesiedelt. Möglicherweise auch die, die den Vogelpark in Kumarakom nicht gefunden haben. Wir sehen riesige Schwärme über die Felder ziehen.

Eine beeindruckende Landschaft liegt um uns herum, Wasserstraßen und Seen so weit das Auge reicht, und zwar in alle Himmelsrichtungen.

Als wir uns Alleppey nähern, nimmt die Zahl der Hausboote drastisch zu. Es ist der Renner bei Touristen, sich ein Hausboot zu mieten. Ab 80 Euro ist es möglich, sich für einen Tag und eine Nacht durch die Backwaters schippern zu lassen, an Bord bekocht zu werden und anschließend auf dem Wasser zu übernachten. Die Luxusskala ist dabei nach oben offen. Hausboote mit Fernseher, WiFi, Hängematten und angeblich sogar mit Swimming-Pool sind im Angebot.

Die Kehrseite der Medaille ist die Umweltverschmutzung. Immer mehr Boote befahren die Gewässer, Öl gelangt ins Ökosystem, und die Tiere werden an ihren Nistplätzen gestört.

Wir verzichten auf ein eigenes Boot und begnügen uns mit den faszinierenden Eindrücken, die wir auf der Fahrt mit der Fähre gewonnen haben. Daher endet der Tag mit einem Bier in einem kleinen Hotel in Alleppey.

Fazit

In vielen Reiseforen taucht immer wieder die Frage auf, ob eine Zwei- oder Drei-Tagestour das richtige sei. Oftmals lautet die Antwort, dass ein Tag bereits genügt. Und auch ich hatte das Gefühl, nach dreieinhalb Stunden alles gesehen zu haben. Sicher ist es ein Erlebnis, auf einem Hausboot zu übernachten und bei Sonnenaufgang die Wasserlandschaft zu beobachten. Aber die Fahrt mit der Fähre kann als kostengünstige Alternative durchaus in Betracht gezogen werden.

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