Die Andamanen: Inselparadies mit beschwerlicher Anreise

Die Andamanen mit ihren traumhaft schönen Stränden liegen zwar näher an Thailand oder Myanmar, die Inseln gehören jedoch zu Indien. Hier findest du Tipps zur Anreise und deinem Aufenthalt vor Ort.

Nathalie (30) und Dominik (26) sind seit September 2016 auf Weltreise. Nach dem Start in Indien, Nepal, Thailand und Laos sind in den nächsten Monaten Vietnam, Kambodscha, Südthailand, Malaysia, Singapur, die Philippinen und Taiwan geplant. Zum Abschluss ihrer Reise ist ein zweimonatiger Roadtrip durch Kanada vorgesehen. Was die beiden unterwegs erleben, kannst du auf ihrer Homepage daswasbleibt.de nachlesen.

Die Andamanen: Strände, Tipps, Sehenswürdigkeiten, Informationen

Indiens östlichster Inselposten, nur knapp vor der Küste Myanmars und gerademal 700 Kilometer von Phuket entfernt, sind die Andamanen und Nikobaren.

Zweieinhalb Flugstunden vom indischen Chennai lebt hier eines der letzten unerforschten indigenen Völker der Erde unter dem Schutz der indischen Regierung. Erstere haben sich die letzten Jahrhunderte so energisch und blutig gegen alle fremden Forschungsmissionen und Eindringlinge gewehrt, dass man wirklich kaum etwas über sie erfahren konnte und schlussendlich ein Betreten der meisten Inseln strengstens verboten hat.

Andamanen: Anreise über Port Blair

Der einzige Flughafen auf der Hauptinsel in Port Blair wird wohl auch deshalb ausschließlich für innerindische Flüge genutzt, um den internationalen Tourismus zu begrenzen.

Verirrt man sich dann einmal in diese abgelegene Gegend, ist der erste Eindruck nach der Landung in Port Blair der einer ganz gewöhnlichen indischen Stadt.

Port Blair ist an sich sehr schön zwischen Hügeln und bauchigen Landzungen gelegen, doch wird man in Erwartung einer ruhig gelegenen und rückständigen Inselmetropole diese lange suchen müssen. Denn hier ist es typisch indisch: voll, laut, geruchsintensiv und chaotisch. Auffallend viele einheimische Touristen vom Festland tummeln sich am Markt zwischen unzähligen, sogar weiblichen Verkehrspolizisten oder warten auf die weiterführende Fähre zum Gefragtesten der Archipele.

Sicherlich hat die verhältnismäßig große Hauptinsel auch einige touristische Attraktionen und schön gelegene Unterkünfte zu bieten, doch das unbestrittene Hauptreiseziel nennt sich Havelock Island und liegt zweieinhalb Fährstunden nordöstlich von Port Blair.

Von Port Blair nach Havelock: Fährtickets und Büokratie

Ausländische Reisende haben nach der Landung in Port Blair die immergleiche Suppe zu löffeln: Vor der physischen Anwesenheit am Zollschalter gibt es die zwingend notwendige Sonder-Aufenthaltsgenehmigung für den Inselhafen nicht. Und ohne diese gibt es kein Fährticket und ohne das wiederum ist die Buchung einer Unterkunft vorab auf Havelock sinnlos.

So wird ohne besonders großen Glücksfall eine Übernachtung in Port Blair jedem Low-Budget-Traveller zuteil, der sich keine teure »private ferry« leisten kann/möchte. Denn die 420-Rupien-Tickets der »Government Ferry« sind spätestens am Vortag vergriffen und/oder werden Benachteiligten, Alten sowie Einheimischen überlassen. Die erwähnte Restricted Area Permit, also die »Sperrzonen-Genehmigung«, ist wie ein zweiter Pass zu behandeln. Ohne sie kannst du weder auf eine andere Insel reisen bzw. ein Hotel buchen, noch ohne Probleme eine Verkehrskontrolle überstehen. Also unbedingt eine Kopie machen lassen und immer mit dir führen.

Bei allen Fährticketschaltern passt du dich am Besten der ungeduldigen Dreistigkeit der Inder an, denn Anstellen gibt es hier nicht und du solltest dich lieber auf deine Ellenbogen als auf Nächstenliebe verlassen.

Wenn die Schlange bis auf die Straße reicht, trotzdem reindrängeln, denn du brauchst für das Ticket einen kurzen schriftlichen Antrag. Es gibt unterteilte Frauen- und Männerschlangen – der Eine darf für den Anderen das Ticket mitkaufen.

Da die Rückreisetickets der Fähren nicht schon bei Ankunft gekauft werden können, einfach gleich bei Ankunft auf Havelock informieren, wann der Vorverkauf für das gewünschte Reisedatum startet (meist drei bis vier Tage vorher). Wenn es dann soweit ist, fängt der frühe Vogel den Wurm. Wer erst um neun Uhr morgens kommt, steht lange an. Die Tür wird um acht Uhr geöffnet, die Schalter erst um neun, doch das bleibt unbegründet.

Orientierung

An Havelocks Hafen an der Nordspitze der Insel angekommen, nimmst du dir am besten ein Tuk Tuk zum Beach No. 5 (Fixpreis 100 Rps). Die länglich gezogene Insel hat durchnummerierte Strände. Im Norden bis inklusive Beach 3 befinden sich die besseren Resorts und Hotels, in denen meist Inder zu finden sind und weiter südlich am Beach 5 liegt der Backpacker Hotspot.

Bilder von Beach 5:

Noch weiter im Süden findet sich abgelegen Beach Nr.6 mit einigen wenigen Resorts und auf der gegenüberliegenden Seite der Insel kommst du zum bekannten Beach 7, dem Radhanagar Beach, an dem es ebenfalls nur eine Handvoll besserer Hotels gibt.

Hotels am Beach 5

Du kannst dich beruhigt auf die Auskünfte der Tuk Tuk Fahrer einlassen, die gerne nach individuellen Wünschen für die Unterkunft fragen und ihre Ziele dadurch anpassen. Sie kennen die Insel mit ihren zwei langen, asphaltierten Straßen wie ihre linke Westentasche. Ein paar Informationen über Schlafplätze und Wünsche vorab zu sammeln schadet sicher nicht, doch das ist auf Grund der eher kleinen Auswahl schnell erledigt. Zu den beliebtesten Bungalow-Unterkünften zählen das Emerald Gecko, das Coconut Grove Beach Resort und das Wild Orchid.

Wir wohnten drei Wochen im Coconut Grove und können es wärmstens empfehlen. Es gibt für jeden Geldbeutel eine Bungalowkategorie und durch die kreisrunde Anordnung der Hütten bildet sich schnell eine Gemeinschaft.

Als Backpacker von daheim oder unterwegs zu reservieren ist nicht nötig, da die Hotelbetreiber ein elementares Problem haben: Es gibt auf Havelock Island kaum bis gar kein Internet. Es ist also ganz so, wie du dir einen Urlaub zum Abschalten wünschst: Du kannst dir deine Unterkunft vor Ort nach Flair, Strand und Leuten aussuchen und die digitale Welt mal sie selbst sein lassen. Wer das nicht dauerhaft aushält oder dringend etwas erledigen muss, dem wird in einer Handvoll Restaurants W-LAN angeboten, doch auch das funktioniert nur manchmal und wenn dann sehr langsam.

Ebenso verhält es sich mit dem Handy-Empfang: an den meisten Orten gibt es nur das Notrufsignal und wenn du Empfang hast, dann nur auf 1G Qualität (gilt auch für den einzigen indischen Netzbetreiber BSNL).

Bilder vom Coconut Grove Beach Resort:

Andamanen: Zeitzone

Übrigens solltest du unbedingt die frühe Fähre aus Port Blair erwischen, denn noch ein ungewöhnlicher Umstand kann den spontanen Schnäppchenjäger an der ungestörten Auswahl der Unterkunft hindern:
Auf den Andamanen gilt die Zeitzone des über 1.000 Kilometer entfernten indischen Festlandes – somit geht die Sonne hier bereits um 5 Uhr morgens auf und die Dämmerung beginnt um 16 Uhr. Wenn du die späte 14-Uhr-Fähre von Port Blair nimmst, musst du dich auf eine Zimmersuche im Dunkeln gefasst machen.

Geldautomaten (ATM) auf den Andamanen

Auch einen Geldautomaten solltest du spätestens in Port Blair um einige Tausend Rupien erleichtern (mit 10.000 Rupien pro Abhebevorgang limitiert). Es gibt auf den Andamanen keine Möglichkeit, mit Kreditkarte zu zahlen. Nur Bares ist Wahres, und da auf Havelock nur zwei ATMs existieren und diese auch nur nach dem Zufallsprinzip verfügbar sind, tut man gut daran, eine saftige Bargeldreserve zu besitzen. Um Diebstahl muss man sich hier kaum sorgen.

Havelock: Einkaufen und Alkohol

Am kleinen Inselmarkt Village No. 3 auf halber Strecke von der Fähre zum Beach 5 gibt es alles, was du auf den Andamanen brauchen kannst: Hängematte, Luftmatratze, Drogerieartikel, Streetfood, Apotheke und allerlei Krimskrams.

Alkohol wird nur in den beiden Wineshops neben den Geldautomaten verkauft, die genau wie der Supermarkt und der Rest der Shops mittags von 12 bis 15 Uhr Siesta machen. Einige wenige Bars verkaufen auch Bier und Cocktails, darunter die Venom Bar und das Red Snapper im Wild Orchid.

Restaurant-Tipps für Havelock

Zum Essen gehen empfehlen sich ebenfalls das Venom und das Red Snapper, allerdings kannst du dir auch weit günstiger den Gaumen verwöhnen lassen: das unscheinbare Welcome Restaurant hat die besten Tunasteaks mit Pfefferkruste, im Ocean Tree kannst du bei passablem WLAN schlemmen und das beste Preis-Leistungs-Verhältnis hat definitv das Restaurant Kathmandu, wo du immer wie ein Freund behandelt wirst. Es befindet sich gegenüber des Fat Martin Restaurants, in dem des öfteren Open-Mic-Abende veranstaltet werden. Zwar gibt es hier auch Internet, doch braucht die Küche dringend Aufschwung.

Frischen Fisch auf Havelock zu genießen ist empfehlenswert, auf Wunsch bekommst du die gerade erbeuteten Fänge gezeigt – von Red Snapper über Kaisergranat bis Haifischsteak bleiben wohl keine Wünsche offen.

Fortbewegung: Motorrad oder Fahrrad mieten

Zur Fortbewegung empfiehlt sich auf Havelock ein Roller, der zwischen 300 und 500 Rps. pro Tag kostet. Die Sportlichen oder Sparsamen greifen auch gern zum Fahrrad, das ab 100 Rps. pro Tag gemietet werden kann.

Wenn du allerdings Beach 7 besuchen möchtest, wird der Weg von Beach 5 und zurück zur Halbtagestour. Tuk Tuk fahren ist verglichen mit dem indischen Festland verhältnismäßig teuer, wohl da die Konkurrenz nicht so groß ist.

Havelock: Was du machen kannst

Nun ist man also voll ausgestattet für alle Abenteuer – aber was unternimmt man am Besten auf Havelock? In erster Linie abschalten – rein in die Hängematte vor dem Bungalow oder am Strand frischen Kokosnusssaft schlürfen.

Die verschobene Uhrzeit spielt wider Erwarten keine Rolle, denn man geht hier nach der Sonne und der inneren Uhr. Du kannst dem Alltagsstress durch das Gefühl der totalen Abgeschiedenheit ideal entfliehen – kein einziger Kondensstreifen stört am Himmel und du kannst dich unter den beeindruckenden Wolkenformationen getrost in den mitgebrachten Roman vertiefen.

Von den angebotenen Massagen muss man tatsächlich leider eher abraten, denn diese werden meist lieblos und unprofessionell angegangen, von fehlendem Ambiente ganz zu schweigen.
Wem das alles dann doch zu eintönig wird, der kann in dem flach abfallenden, türkisblauen Wasser nach Krebsen schnorcheln oder in einem der vielen Resorts einen Open Water Tauchkurs buchen, die überall um die Insel herum stattfinden. Viele Hotels und Hostels bieten auch halbtägige Fischfang-Ausflüge an, bei denen du dir dein Abendessen selbst jagen kannst.

Inselhopping wird bei einigen wenigen Resorts ebenfalls angeboten, wobei das Thema hier heikel ist, da keine der naheliegenden Inseln, ausgenommen Neil Island, betreten werden darf und daher eher von einem Inselwatching die Rede sein sollte.

Adrenalinjunkies können sich ihre Portion Spaß direkt neben der Fährstelle in Form verschiedener Jetski- und Wassersport-Angebote buchen.

Havelock: weitere schöne Strände

Wer lieber auf Erkundungstouren geht, kann an den genannten Stränden schon mal nichts falsch machen. Der eher beschwerliche Fußweg zum Elephant Beach quer durch Dschungel und Morast sollte aber mit ordentlichem Schuhwerk angegangen werden und ist sicher ein Abenteuer – leider aber ist der Strand von den etwas feineren indischen Herrschaften überlaufen, die sich per Boot von der Fährstelle einschiffen lassen. Zudem haben wir erfahren, dass der einzige Elefant und Publikumsmagnet, der sich gelegentlich im dortigen Meerwasser tummelte, im August dieses Jahres gestorben ist.

Beach 7 ist glücklicherweise sehr lang, sodass du das chaotische Getümmel in der Nähe des Parkplatzes schnell hinter dir lassen kannst und sicher einen einsamen Platz im strahlend weißen Sand findet.

Bilder vom Beach 7:

Sehr gediegen geht es auch hinter dem Beach 6 (Kalapathar Beach) im Landesinneren zu. Dort kannst du abseits der Touripfade einmal ganz urtümlichen Inselalltag beobachten und mit dem Fahrrad die üppigen Reisfelder unter den unendlich hohen Tropenbäumen durchstreifen.

Havelock: Ausflug nach Neil Island

Für die richtig hartgesottenen Aussteiger unter uns empfiehlt sich in der Hauptsaison ein Ausflug auf Neil Island, südlich von Havelock. Da hier die Fähre erst nachmittags ankommt und erst am kommenden Morgen wieder abfährt, kann man sich auch gleich ein paar Nächte lang in einem der Bungalows mitten im unberührten Dschungel einnisten.

Es muss jedoch klar sein, dass es hier zur Verpflegung nur das zu kaufen gibt, was gerade da ist, und nicht mehr. Während schon auf Havelock Nachbestellungen von selbstverständlichen Dingen im Supermarkt 14 Tage dauern können, kommt es auf Neil häufiger zu Engpässen. Also ist eine gute Ausstattung für einen längeren Aufenthalt ein Muss!

Grundsätzliches: Indien und die Andamanen

Eine Reise auf die Andamanen eignet sich also ideal für Backpacker, die es gern etwas ursprünglicher haben! Auch Pauschalreisende können hier verhältnismäßig günstig ihren Urlaub verbringen.

Im Alltagsleben ist Indien kein Reiseland, das anspruchsvollen Touristen jeden Wunsch von den Lippen abliest. Es ist weiterhin eines der ärmsten Reiseländer weltweit und schont deswegen den Geldbeutel; man jedoch sollte nicht vergessen, dass die Inder nicht so professionell mit Tourismus umgehen wie anderswo und einem das Anstrengen der grauen Zellen manchmal nicht erspart bleibt – aber gerade das macht die Abgeschiedenheit so unglaublich authentisch, oder nicht?!

Andamanen: Beste Reisezeit

Die Hauptreisezeit ist von Anfang November bis Ende März, wobei es zu Beginn noch zu vereinzelten Regenschauern kommen kann und vieles noch im Aufbau ist.

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