Mit dem Fahrrad durch Kambodscha: die letzte Etappe

Vier Monate sind Andrea und Klaus mit dem Fahrrad durch Kambodscha gereist. Gesammelt haben sie jede Menge Eindrücke, spektakuläre Luftaufnahmen und viel Geld für ein Hilfsprojekt. Hier ist ihr Fazit.

Seit November war das Paar aus Berlin unterwegs. Mit einer Drohne haben die beiden jede Menge Luftaufnahmen gemacht. Ausgewählte Fotos kannst du gegen eine kleine Spende erwerben. Die Einnahmen fließen komplett an ein Hilfsprojekt in Kambodscha. Mehr Infos dazu gibt es auf der ihrer Aktions-Seite. Seit dem Start berichten die beiden regelmäßig auf Faszination Südostasien über ihre Erlebnisse berichten. Nun übergebe ich das Wort an Andrea:

Das Ende der Reise – die 5. Etappe

Wir sind kurz vor Ende unserer viermonatigen Reise durch Kambodscha mit unseren Falträdern sowie der Drohne auf einem Anhänger.

Wir sind in Siem Reap. Nur noch zwei Etappen und wir erreichen Poipet am Grenzübergang nach Thailand. Von dort geht es mit dem Zug nach Bangkok und ab in den Flieger nach Berlin. Zeit, ein wenig Bilanz zu ziehen.

In Deutschland haben wir vor der Reise fast »kalte Füße« bekommen, nachdem uns einige von extremen Schwierigkeiten mit Drohnen in Kambodscha erzählt hatten. Das ging bis zu Berichten von Verhaftungen.

Wie sich dann so im Laufe der Zeit herausstellte, sind die Kollegen aber auch dort geflogen, wo es nun mal wirklich verboten ist. Und jeder gesunde Menschenverstand kann doch wohl ahnen, dass militärische Anlagen, Regierungsgebäude und bestimmt auch der Königspalast verboten sind.

Und auch sonst sollte man natürlich fragen, respektvoll sein, nicht einfach auf Menschen drauf halten oder mit der Drohne ungefragt hinter ihnen her fliegen.

Das sind ganz normale Umgangsformen und damit haben wir unglaubliche Aufnahmen gemacht, sind mit tollen Menschen in Kontakt gekommen, haben alle viel gelacht und sicherlich auch vielen Kindern ein paar spannende Augenblicke beschert.

Die Drohnenfliegerei in Kambodscha ist ein voller Erfolg. Für das Projekt Donation Drone, aber auch ganz sicher für uns.

Wir haben noch mal eine ganz neue, großartige Perspektive auf das Land bekommen, neben dem, was wir ja eh schon erleben, wenn wir auf dem Fahrrad durch das Land reisen.

Wenn wir mit der Drohne aufsteigen, bedeutet es immer Stress. Die Kommunikation zwischen Klaus und mir ist wichtig. Welches »links« meint er, welches ich. Ich steuere die Kamera und kann sie frei bewegen, während Klaus die Drohne steuert und sich auf den Flug konzentriert.

Wir sind abhängig von der Sonne und so checken wir ständig die Sonnenauf- und Sonnenuntergangszeiten, hoffen auf klares Licht und möglichst wenig Wolken. Nicht selten stehen wir morgens da und wünschen uns die Wolken am Horizont weg.
Trotz all des Stresses, ein Selfie, oder besser eine »Drohnie«, muss immer sein.

In Wat Ek Phnom haben wir sogar am Tag zuvor die Polizei gefragt und es war kein Problem.

Es gab unbeschreiblich intensive Eindrücke, gepaart mit einer extra Portion Ausblick. Zu einer Jungle School sind wir gefahren. Wir sind mit Motorrädern drei Stunden über Schlammpisten und durch Schlaglöcher – mit der Drohne auf der Sitzbank. Wir hatten sie dabei auf einem wackeligen Boot auf dem Weg zu einem Homestay in einem schwimmenden Dorf.

Und so haben wir u.a. folgende Stationen in Kambodscha aus der Luft betrachtet:

Battambang:

  • Wat Ek Phnom (10 Kilometer nördlich)
  • Felder
  • Palmen
  • Halde mit Häusern

Koas Krala 20 Kilometer südlich:

  • Schule und Gebäude in einen Dschjungel-Schule

Banan:

  • Felder und der Stung Sangker Fuß

Kompong Luong (Krakor):

  • Schwimmendes Dorf auf dem Tonle Sap

Kampong Chhnang:

  • Farmen und Felder
  • Hafen und Fischer

Kampot:

  • Fischer-Boote
    Samon’s Village

Koh Rong Sanloem:

  • Meer und die Insel

Kampot:

  • OBT Homestay
  • Mekong

Kampong Kdei:

  • Preah Tis Brücke

Siem Reap:

  • Angkor Golf Resort
  • Reisplantagen

Einige haben uns untersagt, auf ihren Grundstücken oder ihren Farmen zu fotografieren. So wie zum Beispiel eine große Pfefferfarm in Kampot. Aber das ist wirklich eine echte Ausnahme.

Spendenziel fast erreicht

Denn durch die großartige Unterstützung hier in Kambodscha und natürlich durch die der Spender in Deutschland haben wir bisher über 4.500 Euro Spenden gesammelt.

Wir sind überwältigt von dem Ergebnis, dachten wir doch in Deutschland, dass wir froh sein würden, wenn wir 500 EUR zusammenbekommen.

Unser Spendenziel liegt bei 5.000 Euro und ich bin sicher, dass wir das mit eurer Unterstützung auch noch schaffen.
Wer spenden möchte, über die www.jokeair.com/donation ist dies noch bis Ende März 2018 möglich. Mit einer Ausstellung und einem Vortrag in Berlin beenden wir dann am 23. März das Projekt »Donation Drone«.

Warum das Projekt?

Wie kam es überhaupt dazu, eine Drohne mit nach Kambodscha zu nehmen?

Als wir uns für dieses Land entscheiden haben, wussten wir auch, dass wir gerne etwas dort lassen möchten und so ist das Projekt entstanden.

Wir wollen wir einen kleinen Teil dazu beitragen, den Menschen die Möglichkeit zu geben, überhaupt über »Alternativen« nachdenken zu können.

Viele Menschen sind hier krank, weil sie arm sind und arm, weil sie krank sind.

Bei dem Projekt, das wir mit Hilfe der Spenden unterstützen, geht es um Wasserfiltrierung und Regenauffangsysteme, Hygieneschulungen und sanitäre Anlagen. Wir sind auf den Verein »kleine Hilfsaktion e.V.« bereits vor der Reise aufmerksam geworden. Er führt die Projekte gemeinsam mit anderen Organisationen, u.a. auch einer NGO in Kambodscha, durch.

Zum Beispiel konnten im Januar 2018 aus den Spenden 20 Familien in einem abgelegenen Dschungel-Gebiet mit Anlagen zum Filtern von Wasser versorgt werden (mit sogenannten Biosandfiltern). Diese Wasser-Projekte sind in dieser Form nur möglich, weil Menschen spenden.

Hilfsorganisationen arbeiten zusammen, wie hier die kleine Hilfsaktion e.V., Seed of small Beginnings e.V. und Bareebo Organization (vor Ort in Kambodscha), um Familien einen Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen. Ohne die Spenden, ohne die Spender könnten auch die unzähligen freiwilligen Helfer ihre Arbeit vor Ort nicht leisten.

Kambodscha gehört nicht mehr zu den ärmsten Ländern der Welt und Organisationen wie die Deutsche Welthungerhilfe e.V. ziehen sich langsam aus dem Land zurück. Es müsste der Regierung aus eigenen Mitteln möglich sein, sich um die benötigte Unterstützung in der Bevölkerung zu kümmern, was aber leider noch nicht in gewünschtem Maße geschieht.

Die Drohne

Bei dem Wort Drohne denkt man in Deutschland sicherlich nicht zuerst an ein Hilfsprojekt. Es kommen einem eher unangenehme Begriffe wie Überwachung und Krieg in den Sinn.
Der Umgang mit einer Drohne ist noch eine weitgehend neue Erfahrung.

Aber es ändert sich etwas. Die Gesetze regeln in Deutschland seit Oktober 2017 den genauen Umgang. Dazu gehört eine Art Führerschein, eine Kennzeichnung der Drohne, Maximalhöhen und für manchen Aufstieg die Beantragung einer Genehmigung.

Hier in Kambodscha fehlen solche einheitlichen Regelungen. Lediglich natürlich die ausdrücklichen Verbote im Umkreis von Flugplätzen, in Phnom Penh und Angkor Wat bzw. allen Geländen und Gebäuden, die von der Behörde Apsara verwaltet werden, sind bekannt.

Umso spannender war die Frage, wie wir damit in Kambodscha zurechtkommen würden. Aber es ist wie überall, fragen hilft und wenn man niemanden fragen kann, dann hilft ein Lächeln und der respektvolle Umgang. Den Fischern oder Dorfbewohnern haben wir die Aufnahmen gezeigt, oder sie »eingeladen«, am Monitor mit uns »aufzusteigen«.

Privaten Bereichen sind wir ungefragt nicht zu nah gekommen. Das ist eine Selbstverständlichkeit, die man auch in der Fotografie am Boden einhalten sollte.

So sind wir durch Kambodscha geradelt, haben den einen oder anderen faszinierenden Blick auf unsere Erde bekommen und viele nette Menschen dabei kennen gelernt.

Natürlich war die ein oder andere Situation sehr befremdlich mit so einem Hightech-Gerät in einer sehr ländlichen und oft armen Gegend, aber die Neugierde hat uns die Menschen so nah gebracht, dann das Lachen, das Diskutieren …

Ich bin froh, dass wir sie dabei hatten, auch wenn es so manches Mal sicherlich erheblich leichter gewesen wäre, nicht diesen Anhänger durch das Land zu ziehen.

Die Bedeutung von Wasser in Kambodscha!

Wir sind oft auf staubigen Straßen unterwegs, der Sand knirscht zwischen den Zähnen, aber Angst, mal kein sauberes Wasser zu bekommen, ob für die Dusche, zum Zähneputzen oder Trinken, das haben wir nicht. Wir können uns jederzeit das »teure« Wasser in den Flaschen kaufen. Von sauberem Wasser können aber viele Kambodschaner weiterhin nur träumen.

Trotz all der Leistungen und Hilfen von außen in den letzten Jahren ist der Mangel an sauberem Wasser immer noch ein großes Problem für viele Menschen in Kambodscha. Immer noch sterben vor allem Kinder an Typhus und Durchfallerkrankungen.

Flüsse und Seen werden zum Waschen und Baden und gleichzeitig für die Notdurft genutzt, weil es kaum Toiletten gibt.

Vielerorts verrichten Kinder ihr Geschäft im Freien. Händewaschen ist nicht möglich oder wird als nicht so wichtig erachtet, weil Kindern und Lehrern das Wissen über Hygiene fehlt. In Regionen wie in Kampong Cham ist das Trinkwasser arsenverseucht. Die Folgen sind lebensbedrohliche Vergiftungen und Krebserkrankungen. Kaum einer kennt die Gefahren von Arsen.

Sauberes Wasser ist neben Bildung und medizinischer Versorgung also weiter ein Hauptthema in Kambodscha.

Der Tonle Sap ist der größte Süßwassersee Asiens und das Herzstück Kambodschas.

Während der Regenzeit von Mai bis Oktober verändert sich das Landschaftsbild, der Tonle Sap nimmt nun ein Ausmaß von 25.000 Quadratkilometern ein, wogegen er während der Trockenzeit nur 2.500 Quadratkilometer misst.

So leben die Menschen große Teile des Jahres auf dem Wasser und mit dem Wasser.

90 Prozent der Anwohner leben in Pfahlbauten, die im See aufgestellt sind und 10 Prozent auf Hausbooten. Insgesamt gibt es 170 Fischerdörfer rund um den See.

Der See ist Nahrungsquelle und damit Einnahmequelle.

Fischer fangen 300.000 Tonnen Fisch jährlich, aber er ist auch Lieferant für Süßwasser und Sedimente für die landwirtschaftlichen Nutzflächen.

1997 wurde er zum UNESCO Biosphären Reservat bestimmt.

Nun verändern zahlreiche Staudämme in China und Laos am Mekong den Wasserstand am Fluss und damit auch den Wasserstand am Tonle Sap sowie in den angrenzenden Landschaften dramatisch. Das führt aufgrund der Veränderungen der Wasserströmungen zu Änderungen des Laichverhaltens der Fische. Auf großen Flächen kann dadurch in der Trockenheit kein Reis mehr angebaut werden und man muss nach Alternativen suchen.

Probleme mit sauberem Wasser

Kein sauberes Wasser zu haben ist eines der großen Probleme in diesem Land.

Immer noch leiden vor allem Kinder an Durchfall, können deshalb nicht zur Schule gehen oder sterben sogar daran.

Gerade in ländlichen Gegenden gibt es meistens keine sanitären Anlagen und kein sauberes Wasser zum Waschen.
Die Lösung des Problems scheint in der Politik jedoch keine hohe Priorität zu haben.

Wie sieht die Zukunft in Kambodscha aus?

Teile der Bevölkerung sehen nicht, dass es aus der Regierung Unterstützung geben wird. Im Gegenteil, weitere Landenteignungen stehen möglicherweise bevor.

Die Kleine Hilfsaktion e.V. schaut vor Ort, wer dringend Hilfe braucht, liefert Reissäcke an Familien in abgelegenen Orten, die nicht genug zu essen haben, kümmert sich um Kranke, die keine Aussicht auf medizinische Versorgung haben. Zudem kümmert sie sich um Menschen, die am grauen Star leiden und begleitet sie zu Operationen, übernimmt dafür Kosten und errichtet Schulen, sanitäre Anlagen und bildet Lehrer zum Thema Hygiene aus. Viele freiwillige Helfer sind so im Namen der Organisation in Kambodscha tätig.

Fazit: Wie war nun unsere Reise?

Ein Abenteuer!

Wir haben viel gelacht, waren nachdenklich, schockiert und überrascht. Zwei Stürze (nicht mit dem Fahrrad) haben uns zu noch mehr Langsamkeit gezwungen. Wir haben geflucht, geschwiegen, entdeckt, geschlemmt und uns gewundert. Wir haben gelacht, gestaunt, viele Gesten gelernt und einige Missverständnisse nun aufgeklärt.

Wusstet du zum Beispiel, dass du deinen Gegenüber »Dieb« nennst, wenn du »Ciao« bei der Verabschiedung sagst?

Oder, wenn ihr aus irgendeinem Grund mal »Alles gut« sagt, dass das bedeutet, »du bist verrückt«?

Und wenn ihr ein Café oder Bistromit dem Namen »Rotes Khmer«-Café entdeckt, dass das nichts mit den Roten Khmer zu tun hat, denn »Rotes« bedeutet einfach nur »Ochsenkarren«.

So gäbe es noch über viele Missverständnisse oder Merkwürdigkeiten zu berichten.

Über eine Sache werde ich mich besonders wundern, wenn wir wieder zurück sind in Deutschland: über das fehlende Lächeln in den Gesichtern zu Hause.

Eine Art Expedition in das Unbekannte war es, ein Abenteuer, aber war es eine risikoreiche Reise?
 Aus zweierlei Gründen eher nicht: Erstens hätten wir jederzeit abbrechen und zurück nach Hause gekonnt und zweitens waren wir auf der ganzen Reise von Menschen umgeben, die uns zu jeder Zeit hilfreich zur Seite standen, auch wenn es vielleicht nur darum ging, eine Mahlzeit ohne Fisch und Fleisch zu bekommen (wir sind Vegetarier und das ist nicht ganz leicht in den ländlichen Gegenden).

Hier einige unserer schönste Luftaufnahmen:

Alle Berichte in der Übersicht:

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